Lippen aufspritzen, Fett absaugen, Haut straff ziehen, Knochen wegmeißeln, Falten auffüllen: Die sogenannte ästhetische Medizin verspricht schönere und optisch jüngere Körper. "Body sculpturing" entwickelt sich zum Trend. Vor allem Frauen - aber auch immer mehr Männer - lassen sich von den Verheißungen locken.
Für Menschen, die massiv unter kleinen Makeln leiden, ist die Schönheitschirurgie eine Lösung. Führen fachmännisch ausgebildete Plastische Chirurgen die OPs durch, sind die meisten Eingriffe auch relativ risikoarm. Doch manche Ärzte schießen offenbar über das Ziel hinaus.
stern TV testete Schönheitschirurgen in ganz Deutschland: Würden sie auch an einen makellosen Körper das Skalpell ansetzen? "Miss Berlin" Ivonne Beeskow stellte sich für den Versuch zur Verfügung: Sie ist mit ihrem Körper "sehr zufrieden".
Und auch Professor Dr. Günter Germann meint: "Bei dieser Frau darf man gar nichts operieren." Der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen meint, Beeskow habe einen perfekten Körper. Umso überraschter musste Germann feststellen, dass die getesteten Ärzte allerhand Eingriffe an "Miss Berlin" vornehmen wollten.
Welche Qualifikation sollten Schönheitschirurgen aufweisen?
Für Schönheits-OPS sollte man sich nur an "plastische Chirurgen" wenden. Dieser Titel ist geschützt und garantiert, dass der Arzt eine sechsjährige Fachausbildung absolviert hat. Tatsächlich gibt es in Deutschland nur rund 500 Mediziner, die diese Weiterbildung zum Facharzt für plastische bzw. ästhetische Chirurgie gemacht haben.
"Schönheitschirurgen" hingegen gibt es wie Sand am Meer: So kann sich im Grunde jeder Arzt nennen; der Begriff ist nicht geschützt. Die Qualifikation für chirurgische Eingriffe ist ist damit nicht unbedingt gewährleistet.
Eine zweijährige Zusatzausbildung für "plastische Operationen" können außerdem Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen haben. Bei der Bundesärztekammer erfährt man, ob ein Arzt über die entsprechende Fachausbildung verfügt.
Checkliste: Worauf sollte man bei der Wahl des Arztes achten?
1. Wenden Sie sich ausschließlich an plastische Chirurgen. Ihr Arzt sollte Mitglied in einer der anerkannten deutschen Fachgesellschaften sein. Auch Fachärzte für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie können ästhetische Gesichts-OPs fachmännisch ausführen, wenn sie die Zusatzqualifikation für plastische Operationen haben.
2. Lassen Sie sich von mehreren Ärzten beraten, nehmen Sie am besten eine Begleitperson zu den Terminen mit.
3. Der Arzt, der Sie berät, sollte am Ende auch der Arzt sein, der Sie operiert - fragen Sie explizit danach.
4. Checken Sie, wieviel Erfahrung Ihr Arzt mit der von Ihnen gewünschten OP hat. Er sollte den Eingriff mehrmals monatlich und seit mehreren Jahren vornehmen.
5. Bitten Sie den Arzt um Vorher-Nachher-Fotos, um einen realistischen Eindruck von den Auswirkungen eines Eingriffs zu bekommen.
6. Der Arzt sollte ausführlich mit Ihnen die möglichen Operationsmethoden besprechen ebenso wie die Risikien und die Nachsorge. Er sollte Ihnen dann den genauen Ablauf der gewählten OP erläutern. Es ist wichtig, dass vor, während und nach der OP von einem Anästhesisten betreut werden.
7. Verlangen Sie eine exakte, detaillierte Kostenaufstellung, inklusive Honorar für den Anästhesisten, die Kosten für einen Klinikaufenthalt, eventuelle Nachoperationen, Medikamente und Laboruntersuchungen. Die Rechnung sollte auf der Basis der Gebührenordnung für Ärzte erstellt werden. Der Arzt sollte Ihnen sagen, unter welchen Umständen Ihre Krankenkasse eventuell Kosten übernimmt.
8. Lassen Sie sich Zeit für Ihre Entscheidung, jeder seriöse Arzt sollte Ihnen auch dazu raten, den Eingriff intensiv zu bedenken. Abstand nehmen von Schnäppchen-Angeboten, bei denen angeblich schnell zugegriffen werden muss.
Was sollte im Beratungsgespräch angesprochen werden?
Professor Dr. Günter Germann, Präsidiumsmitglied im Bundesverband der Deutschen Chirurgen, sagt: "Bei einer guten Beratung hört der Arzt der Patientin erst einmal intensiv zu. Er sollte fragen, was sie bedrückt, und es in die Körperproportionen gemäß des Alters einordnen. Dann bespricht man, ob es eine chirurgische oder doch eher eine andere Lösung gibt.
Wenn es eine Indikation zum Operieren gibt, sollte der Arzt der Patientin die unterschiedlichen Methoden darlegen. Er sollte sie auch ausreichend über mögliche Komplikationen, den Ablauf der Operation und die Nachbehandlung informieren, wie lange alles dauert und wann sie wieder arbeitsfähig ist."
Wie hoch ist das Risiko von Komplikationen?
Wie jede Operation können auch chirurgische Schönheitseingriffe zu Komplikationen führen. Seriöse Ärzte warnen davor, solche Eingriffe auf die leichte Schulter zu nehmen. Eine Untersuchung hat ergeben, dass nach der gängigsten OP, dem Fettabsaugen, rund 10 Prozent der Patienten an Sensibilitätsstörungen, Nachblutungen und lang anhaltenden Schmerzen leiden. Gravierende Komplikationen wie Embolien oder schwere Infektionen treten bei einem von tausend Patienten auf, einer von fünftausend Patienten stirbt sogar.
Lassen Sie sich vom Arzt ausführlich die möglichen Komplikationen bei dem von Ihnen gewünschten Eingriff erklären. Er sollte auch sagen, was er im Falle des Falles unternehmen wird.
Verbände, Kontaktadressen und weitere Informationen im Internet
Über die Fachverbände finden Sie qualifizierte Ärzte in Ihrer Wohnortnähe. Auf den Homepages der Verbände finden Sie außerdem weitere Informationen zu Schönheits-OPs.
Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen DGPRÄC: www.vdpc.de
Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie DGÄPC: www.dgaepc.de
Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie DGPW: www.dgpw.de
Acredis, unabhängige Schweizer Beratungsorganisation, die Plastische Chirurgen im deutschsprachigen Raum überprüft: www.acredis.com
Broschüre der Verbraucherzentralen "Wer schön sein will, muss leiden?", erhältlich für 1,80 Euro: www.vzhh.de