Vogelgrippe Zehn weitere H5N1-infizierte Vögel

Alarmzustand bei den Behörden: Seit Nachweis der Vogelgrippe in Deutschland stehen die Telefone nicht mehr still. Besorgte Bürger melden jeden toten Vogel. Derweil wurde bei zehn weiteren toten Wildvögeln das gefährliche Virus H5N1 entdeckt.

Bis Dienstag starben in Deutschland jeden Tag tausende Vögel, ohne dass jemand darüber beunruhigt gewesen wäre. Doch seit auf der Insel Rügen das Vogelgrippe-Virus H5N1 bei zwei toten Schwänen nachgewiesen wurde, gerät jede tote Kohlmeise, jede tote Taube unter Verdacht. "Trägt dieser Vogel vielleicht die tödliche Seuche in sich?", fragen sich viele verunsicherte Bürger - und alarmieren die Behörden.

Weitere Vogelgrippe-Fälle auf Rügen

Mittlerweile hat das Friedrich-Loeffler-Institut noch bei weiteren toten Wildvögeln auf Rügen das H5N1-Vogelgrippe-Virus entdeckt: Von 40 geprüften Proben sei in zehn Fällen der Erreger H5N1 nachgewiesen worden, teilte der Arbeitsstab der Landesregierung in Schwerin mit.

Bei Polizei und Feuerwehr in München gingen derzeit sogar so viele Hinweise auf tote Vögel ein, dass die Notrufleitungen völlig überlastet seien, erklärten das städtische Kommunalreferat und das staatliche Veterinäramt. Wichtige andere Notrufe könnten deshalb zum Teil nicht mehr abgesetzt werden. Die Behörden mahnte zu Augenmaß und betonte: "Vögel sterben auch in Zeiten der Gefahr von Vogelgrippe an Altersschwäche oder an Krankheiten verschiedenster Ursache."

Nicht jeder tote Vogel sei ein Hinweis auf einen Ausbruch der Seuche, hieß es weiter. "Erst wenn mehr als fünf Vögel gleichzeitig auf einer zusammenhängenden Fläche aufgefunden werden, besteht Anlass, die Polizei oder Feuerwehr zu verständigen." Einzelne tote Tiere könnten wie bisher durch die Straßenreinigung entsorgt werden. Wer dies selbst machen wolle, solle das zum Beispiel mit einer Kehrschaufel tun und diese danach mit kochend heißem Wasser gut desinfizieren. "Viren werden bei einer Temperatur von 70 Grad Celsius sicher abgetötet."

Informationen über die Vogelgrippe

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat eine Hotline für Bürger eingerichtet, die Fragen zur Vogelgrippe haben. Sie ist von Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr unter den Telefonnummern 01888-529-4601 oder -4602,-4603,- 4604,und -4605 erreichbar.

Weitere Informationen findet man im Internet auf den Seiten des Agrarministeriums, des Friedrich-Loeffler-Instituts und des Robert-Koch-Instituts.

Polizei und Feuerwehr in München dementierten jedoch umgehend, dass die Leitungen überlastet seien. "Wir hatten heute nicht einen solchen Anruf", sagte Polizeisprecherin Sabine Allatseder. Feuerwehrsprecher Dieter Welle sagte: "Ich weiß auch nicht, wie die drauf kommen. Wir hatten genau drei Anrufe." Dagegen sagte der Leiter des Veterinäramtes, Hans Bierl, er habe die Warnung auf Dringen der Polizei und der Feuerwehr-Einsatzzentrale veranlasst. "Die haben heute Morgen bei uns angerufen und dringendst darum gebeten. Wenn jetzt alle sagen, es gebe gar kein Problem, müssen wir das behördenintern klären."

"Sonst ruft deswegen kein Mensch bei uns an"

Auch im restlichen Deutschland laufen bei den Behörden die Telefonleitungen heiß, weil die Menschen Vogelkadaver melden wollen. Von der Meise bis zum Schwan sei alles dabei, sagte der Sprecher des Brandenburger Agrarministeriums, Jens-Uwe Schade.

"Die Leute melden praktisch jeden toten Vogel", sagte auch Uwe Landsiedel, Präsident der thüringischen Landestierärztekammer und Leiter des Veterinär- und Lebensmittelamtes im Kreis Nordhausen. Dort seien unter anderem Enten, Amseln, Tauben und Habichte gemeldet worden. Im Veterinäramt Weimarer Land wurden vier tote Bussarde registriert. "Sonst ruft deswegen kein Mensch bei uns an", sagte Amtstierarzt Steffen Hoffmann.

Tausende Vogelkadaver werden untersucht

Bundesweit untersuchen die Behörden tausende Kadaver auf Vogelgrippe. "Meine Mitarbeiter sind voll ausgelastet", sagte der Leiter des Berliner Zentrums für Infektionsdiagnostik, Jochen Hentschke.

Am meisten zu tun haben die Forscher in Mecklenburg-Vorpommern, wo das Virus ausgebrochen ist: Seit September seien 10.000 Proben auf Vogelgrippe überprüft worden, teilte das Agrarministerium in Schwerin mit. Bis zum Wochenende werde mit 2000 weiteren Proben gerechnet. Alle eingesammelten Vögel würden zunächst in das Landesamt für Landwirtschaft nach Rostock gebracht. Bei einem Vogelgrippe-Verdacht würden sie dann im Friedrich-Loeffler-Institut genauer untersucht.

AP · DPA
aun/DPA/AP

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