Welt-Diabetestag Todesfalle Diabetes

Von Jens Lubbadeh
Seit 1980 ist die Zahl der an Diabetes mellitus verstorbenen Menschen um 29 Prozent gestiegen, berichtet das Statistische Bundesamt. Die Gründe: Übergewicht, Bewegungsmangel und falsche Ernährung.

Anlässlich des Welt-Diabetestags hat das Statistische Bundesamt neue Zahlen veröffentlicht, wonach die Zahl der Diabetes-Toten seit 1980 um 29 Prozent gestiegen ist. Diabetes mellitus ist damit für knapp drei Prozent aller Sterbefälle (1980: zwei Prozent) in Deutschland ursächlich verantwortlich.

Hintergrund Diabetes

Diabetes kann un- oder nicht ausreichend behandelt schwere Folgekrankheiten auslösen: Nierenversagen, Erblindung, Herzerkrankungen und Durchblutungsstörungen, die Amputationen nötig machen können.

Ein Diabetes mellitus besteht, wenn der Körper das Hormon

Insulin

nicht mehr produziert oder nicht mehr in der Lage ist, das produzierte Insulin effektiv zu nutzen. Ohne Insulin kann der Körper keine Energie aus dem Nahrungszucker gewinnen: der Zucker staut sich auf.

Es gibt zwei Hauptformen des Diabetes:

Typ I

entwickelt sich hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen. Diabetes Typ I ist nicht bedingt durch Übergewicht und Bewegungsmangel. Sein Beginn ist

plötzlich und dramatisch

. In diesem Fall muss

Insulin injiziert

werden. Etwa zehn Prozent aller Diabetiker gehören zum Typ I.

Typ II

, die weitaus häufigste Diabetesform, steht für

90 Prozent

aller Fälle und kommt hauptsächlich bei

Erwachsenen

vor. Der Beginn eines Typ-II-Diabetes ist allmählich und daher

schwer feststellbar

. Manche Patienten werden erst mehrere Jahre nach dem Beginn der Erkrankung diagnostiziert.

Risikofaktoren sind unter anderem Übergewicht, Bewegungsmangel und Diabetes in der Familie

.

Weltweit so viele Diabetes-Tote wie durch Aids

Nach Ansicht von Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes-Zentrum ist das nicht die ganze Wahrheit: "Diese Zahlen liefern nur ein unvollständiges Bild, da in sehr vielen Fällen nicht Diabetes, sondern die eng assoziierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache dokumentiert werden." Es sterben also weltweit viel mehr Menschen an Diabetes - nach einer WHO-Studie im Jahr 2000 weltweit sogar so viele wie durch Aids. Damit liegt Diabetes auf Rang fünf der Todesursachen weltweit - nach Infektionserkrankungen, koronarer Herzkrankheit, Krebs und Unfällen.

Diabetes wird sich nach Ansicht der Experten weiter ausbreiten. "Wir rechnen mit doppelt so vielen Diabetikern in den USA bis zum Jahr 2050", sagt Wolfgang Rathmann. Für Deutschland erwartet er ähnliche Zahlen.

Ralph Achim Bierwirth, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft, sieht einen der Hauptgründe für den Anstieg der Diabetes-Toten in der Zunahme des Übergewichts und von Diabetes insgesamt: "Wir haben in Deutschland sechs Millionen Diabetiker. Die Dunkelziffer beträgt zwei Millionen. In den 50er Jahren waren das nur 400.000."

Übergewicht ist Hauptgrund Nummer Eins

Parallel dazu steigt die Zahl der Übergewichtigen - jeder zweite Deutsche sei nach Auskunft Bierwirths bereits übergewichtig, jeder fünfte sogar fettleibig. Bei ihnen steigt das Risiko an Diabetes zu erkranken und letztendlich daran zu sterben.

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Nach Ansicht der Wissenschaftler ist der Lebensstil vieler Jugendlicher mit Fast Food, Limonade und kaum Bewegung der Grund, der zu Übergewicht in der Kindheit führe und damit das Diabetes-Risiko erhöhe. Nach Ansicht Toellers sind es vor allem die Softdrinks, die zu einer extremen Kalorienaufnahme in kürzester Zeit und damit zum Übergewicht führen.

Problem: Späte Diagnose

Ein großes Problem bei Diabetes Typ 2 ist die späte Diagnose: Fünf bis acht Jahre vergehen zwischen Eintritt der Zuckerkrankheit und ihrer Erkennung. In dieser Zeit können nach Auskunft des Deutschen Diabetes-Zentrums schon Organschäden auftreten. Daher sind auch bei vielen Patienten mit Diabetes mellitus bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Langzeitfolgen der Erkrankung wie Nierenschäden, Herzerkrankungen und Durchblutungsstörungen nachzuweisen.

Für die Eindämmung des Diabetes sind nach Ansicht Bierwirths ganz neue Strukturen erforderlich. "Es geht nicht um immer bessere Medikamente", sagt Bierwirth. "Verbesserung kann nur durch Prävention erreicht werden." In den Schulen sollte nach Bierwirths bereits Aufklärung über richtige Ernährung stattfinden. "Wenn wir das nicht schaffen, haben wir keine Chance."

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