Welt-Tuberkulose-Tag In Deutschland erkranken erneut mehr Kinder an Tbc

Ist es der erste Hinweis auf eine gefährliche Trendwende? In Deutschland erkranken wieder mehr Kinder an Tuberkulose. Infektiologen sind besorgt.

Jahrhundertelang forderte die auch als Schwindsucht, weiße Pest oder Tbc bekannte Krankheit in Europa Todesopfer, und noch heute ist Tuberkulose einer der großen Killer der Menschheit. Vor allem in Asien und im südlichen Afrika wütet der Erreger. Tbc ist unter anderem in den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion ein großes Problem. Aber auch in Deutschland warnen Experten davor, sich entspannt zurückzulehnen.

Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin mitteilte, ist die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen bei Kindern in Deutschland erneut gestiegen. 2010 erkrankten insgesamt 158 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren an einer Tuberkulose. Das sind 16 mehr als im Vorjahr. Damit stieg die Zahl der Neuerkrankungen bereits das zweite Jahr in Folge leicht an.

Das könnte laut RKI ein erster Hinweis auf eine mögliche Stagnation oder sogar einen Wiederanstieg der Erkrankungszahlen insgesamt in den kommenden Jahren in Deutschland sein, wie dies in einzelnen Ballungsräumen wie Frankfurt am Main oder Berlin bereits beobachtet werde.

Kinder erkranken schnell

Dem Infektiologen Walter Haas vom RKI zufolge sind Kinder wichtige Indikatoren für die künftige Entwicklung der Tuberkulose. "Während 90 Prozent der Erwachsenen, die sich mit dem Erreger angesteckt haben, niemals erkranken, entwickeln bis zu 40 Prozent der angesteckten Kinder eine Tuberkulose", sagt er. Zudem: "Kinder erkranken früher, meist binnen eines Jahres nach Ansteckung. Bei Erwachsenen kann das Jahrzehnte dauern."

Insgesamt erkrankten 2010 in Deutschland 4330 Menschen an Tuberkulose und damit kaum weniger als 2009, als 4419 Fälle registriert wurden. Die Zahl der an Tbc gestorbenen Patienten sank im selben Zeitraum von 164 auf 136. Die bakterielle Infektionskrankheit befällt vor allem die Lungen.

"In Anbetracht der Schwere der Krankheit und der Behandlungsdauer von mindestens sechs Monaten ist das noch immer eine viel zu hohe Zahl von Erkrankungen", erklärte RKI-Präsident Reinhard Burger. Während bis 2008 die jährlichen Erkrankungsraten in Deutschland deutlich gesunken waren, fiel der Rückgang in den vergangenen Jahren viel geringer aus, was laut RKI ein weiterer Hinweis für eine mögliche Trendwende sein könnte.

Antibiotika-Resistenzen nehmen zu

Weltweit gehört die Tuberkulose zu den am meisten verbreiteten Erkrankungen. Für das Jahr 2010 schätzte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der Neuerkrankungen auf 8,8 Millionen, davon etwa 1,1 Millionen Todesfälle.

Eine erfolgreiche Behandlung erfordert eine Kombination von mehreren Medikamenten über mindestens sechs Monate oder einen noch längeren Zeitraum. Die lange Behandlungsdauer und Nebenwirkungen sind oft Ursache eines Therapieabbruches. Die gegen Antibiotika resistenten Tuberkulose-Formen sind daher ein zunehmendes Problem.

Am 24. März, dem Welt-Tuberkulose-Tag, wird alljährlich auf die Krankheit aufmerksam gemacht. Der Erreger wurde vor 130 Jahren von Robert Koch entdeckt.

DPA
lea/DPA

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