Geld spielt keine Rolle bei den Jacks. Frederick, genannt Fritz, und Esther Jack verkörpern den New Yorker Geldadel. Er ist Börsenmakler, der nach seiner Jugend in Koblenz an der Wall Street zum Millionär wird, sie eine gefeierte Künstlerin am Broadway. In seinem unvollendeten Roman "Die Party bei den Jacks" bietet Thomas Wolfe ein faszinierendes Bild vom Überfluss und der Dekadenz in News Yorks gehobenen Kreisen kurz dem Absturz in die wirtschaftliche Depression der 1930er Jahre.
Thomas (Clayton) Wolfe (1900 bis 1938) gilt als Klassiker mit dem Format eines William Faulkners. In Deutschland wurde er mit seinem Bestseller "Schau heimwärts, Engel" bekannt. Doch der frühe Tod im Alter von 37 Jahren brachte ihn um dauerhaften Ruhm. Wolfes unvollendete Werke verschwanden im Archiv. Dort fischten Suzanne Stutman und John L. Idol im Jahr 1995 das Manuskript für "The Party at Jack’s" heraus und reicherten es mit Notizen aus Wolfes reichem Fundus von Briefen an.
"Die Party bei den Jacks"
Von Thomas Wolfe
Manesse Preis: 24,95 Euro
Ein "epochales New York-Porträt"
Der Manesse Verlag in Zürich brachte die Novelle jetzt mit einer Übersetzung von Susanne Höbel und einem Nachwort von Kurt Darsow heraus. Von Klaus Mann stammt die Würdigung auf dem Einband: Wolfes "epochales New York-Porträt fängt den Rhythmus einer rastlosen Metropole ein, in der der Tanz ums goldene Kalb immer ausgelassenere Formen annimmt". Das Buch beeindruckt durch seine Sprachgewalt und die Beobachtungsgabe seines Autoren.
Es beginnt mit einem traumatischen Schulerlebnis: Frederick passt nicht auf im Unterricht und muss nach dem Tadel des Lehrers noch den Spott der Klassenkameraden an seiner jüdischen Herkunft ertragen. Im Traum kehrt er später in seinen deutschen Geburtsort zurück und trifft sich mit den sichtlich gealterten Mitschülern. Als er ihnen von seinem Reichtum erzählen will und der bildschönen Ehefrau, versagt ihm die Stimme. Stattdessen stimmt er in ihre Klage mit ein und spricht sogar über die Untreue seiner Esther.
Alle anderen Kapitel handeln von New York, dem Luxus im Art-Deco-Wolkenkratzer und den Vorbereitungen für das gesellschaftliche Ereignis, die Party bei den Jacks. Die morgendliche Toilette des Hausherrn besteht aus Sätzen wie diesen: "Jack sog das machtvolle, anregende Aroma des schimmernden Morgens und der Stadt mit tiefem Wohlbehagen ein. Dann, mittlerweile richtig wach, machte er kehrt und ging rasch durch sein Zimmer ins Bad, wo er den schweren Stöpsel mit dem Silberknauf mit dumpfem Geräusch in den Abfluss der tiefen Badewanne gleiten ließ".
Hochmut und Börsen-Crash
Derweil vergleicht Esther selbstgefällig ihr gediegenes Aussehen mit der vernachlässigten Erscheinung von Haushälterin Molly: Upper Society gegen die Unterschicht. Der Abend kommt und ist ein voller Erfolg, bis ein Brand im Haus die Gastgeber und Gäste auf die Straße treibt - symbolisch für den Verlust ihres gesamten Vermögens, den die Jacks etwa zur gleichen Zeit durch den Börsen-Crash erfahren.
Wie in seinen anderen Romanen hat sich Wolfe auch in dieser Novelle autobiografisch verewigt, als junger Liebhaber der schönen Esther. Sie verkörpert seine erste große Liebe, die Bühnenbildnerin Aline Bernstein, 18 Jahre älter als Wolfe, mit einem New Yorker Börsenmakler verheiratet und Mutter zweier Kinder. Er lernte sie bei einer seiner Europareisen kennen.
Besonders gern hielt sich der Autor in Deutschland auf, war auch bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin dabei. Erst als er die politischen Veränderungen unter dem NS-Regime anprangerte, war es aus mit der Liebe zwischen ihm und seinen deutschen Verehrern. Seine Bücher wurden verboten, er kehrte nie dorthin zurück.