Erst kürzlich gab es hitzge Diskussionen darum, ob die Kinder- und Jugendbücher von Roald Dahl ("Charlie und die Schokoladenfabrik") für heutige junge Leser überarbeitet werden sollten, um Begriffe und Passagen zu entfernen oder abzuschwächen, die inzwischen als zu brutal oder beleidigend empfunden werden. Dabei ging es um rassistische Begriffe, Beleidigungen gegenüber dicken Kinder und Gewaltdarstellungen. Aber sollten Verlage Literaturklassiker verändern (dürfen)? Das ist nach wie vor eine Frage, auf die es keine vollends überzeugende Antwort zu geben scheint.
Nun flammt eine ähnliche Debatte zu den Werken der "Queen of Crime", Agatha Christie, auf. Die Britin, die während ihrer Lebzeiten 66 Romane veröffentlichte und die berühmten Detektive Miss Marple und Hercule Poirot erfand, zählt seit Jahrzehnten zu den erfolgreichsten und beliebtesten Schriftstellerinnen der Welt. Ihre Bücher wurden in mehr als 100 Sprachen übersetzt und vielfach verfilmt. Als Rassistin kann man sie sicher nicht bezeichnen – allerdings lebte und schrieb sie in einer Zeit, in der viele Menschen einen anderen Blick auf alles Fremde hatten als wir heutzutage. Zudem verwendete sie häufig klischeehafte Figuren und Stereotypen und war den Vorurteilen ihrer Zeit verhaftet.
Agatha Christie: Werke sollen überarbeitet werden
Es ist nicht das erste Mal, dass aus Gründen der "political correctness" etwas an Christies Büchern verändert wird. So trug ihr Psychokrimi "Und dann gabs keines mehr" ursprünglich den Titel "Zehn kleine N-", nach einem alten Kinderreim. Im englischen Original hieß er "Ten Little N-". Was im Jahr 1939 eine gebräuchliche Textzeile war, erschien der Leserschaft schon wenige Jahre später beleidigend, weshalb der Titel im Jahr 1964 zu "Ten Little I-" verschlimmbessert wurde und sich nun auf die amerikanischen Ureinwohner bezog. Da auch das bald als unpassend empfunden wurde, heißt das Buch seit 1986 "And Then There Were None", wobei es sich um die letzte Zeile des entsprechenden Kinderreims handelt. Daran orientiert sich auch der aktuelle deutsche Titel.
Ein Dutzend Mal Mord und Totschlag in Serie

Eine Mischung aus True Crime und einer großen Portion Fiktion im Hörspielformat. Mit der „blonden Bestie“ ist der Serienmörder Kurt-Werner Wichmann gemeint. Von 1968 bis 1989 mordete sich der attraktive Psychopath durch Norddeutschland. Immer wieder entkam er durch haarsträubende Ermittlungspannen der Polizei. Der sogenannte Göhrdemörder ist einer spektakulärsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die Amazon-Tochter Audible hat aus dem Stoff in ein Hörspiel gegossen.
Der Verlag Harper Collins engagierte nun "Bewusstheits-Lektoren", die die Christie-Krimis auf Passagen untersuchten, die in der heutigen Zeit nicht mehr passend sind. Besonders um Stereotypen bezüglich Herkunft und Geschlecht sollte es dabei gehen. Verändert wurden Begriffe wie "Eingeborene" oder "orientalisch", klischeehafte Beschreibungen von jüdischen, indischen oder schwarzen Figuren, zudem sollen Begriffe wie das Z-Wort gestrichen werden. Die Änderungen sollen in den künftigen Neuauflagen umgesetzt werden.
Quellen: "The Guardian", CNN