- 3 von 5 Punkten
- Ein "Tatort" als Kostümfilm im Stil von Agatha Christie
Worum geht's?
Die Münchner Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) werden von ihrem Kollegen Kalli (Ferdinand Hofer) zum Weihnachtsessen eingeladen. Als sie in der Wohnung ankommen, staunen sie nicht schlecht: An einer festlich gedeckten Tafel erwarten die beiden fünf weitere, kostümierte Kollegen. Kalli klärt Leitmayr und Batic auf, dass es sich um ein Krimidinner handelt, bei dem jeder Gast in eine Rolle schlüpft, um einen Mordfall zu klären. Nur widerwillig lassen sich die Ermittler auf das Spiel ein – und finden sich wenig später in einem englischen Herrenhaus wieder. Die Szenerie springt ins Jahr 1922, wo Batic und Leitmayr als Constable Ivor Partridge und Chief Inspector Francis Lightmyer zu einem Einsatz gerufen werden: Der Butler von Lady Mona Bantam (Sunnyi Melles) wurde an Heiligabend getötet. Es ist der Auftakt zu einem unterhaltsamen Kammerspiel. Als Täter infrage kommen neben der Hausherrin, deren Sohn und dessen früherer Geliebter ein Geistlicher, ein Arzt sowie ein Zimmermädchen.
Warum lohnt sich der Fall "Mord unter Misteln"?
Der Krimi am Zweiten Weihnachtsfeiertag hat Tradition. Vor zwei Jahren gab es einen Western-"Tatort" aus Ludwigshafen, im Vorjahr einen Horrorfilm mit Udo Lindenberg. Im Münchner Fall mit Batic und Leitmayr geht es nun deutlich entspannter und besinnlicher zu – das ist ganz wohltuend nach einem ohnehin turbulenten Jahr. Die Spannung kommt trotzdem nicht zu kurz, immerhin wandeln die Macher (Buch: Robert Löhr, Regie: Jobst Christian Oetzmann) auf den Spuren von Agatha Christie oder setzen bewusst Anspielungen auf die Figuren Sherlock Holmes und Dr. Watson. Ein bissen Flair der Serie "Downton Abbey" ist auch zu spüren. Das Setting ist äußerst gelungen, die Requisiten und die Kostüme überzeugen und vor allem Sunnyi Melles brilliert als britische Aristokratin.
Was stört?
Die Handlung springt immer wieder zwischen Ort und Zeit: Mal befinden sich die Protagonisten im München des Jahres 2022, dann wieder im England des Jahres 1922. Nicht alle Darsteller bleiben dabei konsequent in ihren Rollen. Wenn Batic und Leitmayr sich als Constable Ivor Partridge und Chief Inspector Francis Lightmyer selbst erklären, was sie nun machen sollen, ergibt das wenig Sinn. Auch Aussagen wie "Verdammte Axt", die der Mediziner Dr. Mallard (Alexander Hörbe) in einer Szene tätig, passen nicht ins Jahr 1922. Da hätte die Idee des Rollenspiels konsequenter umgesetzt werden können.

Die Kommissare?
Die Stimmung zwischen den Münchner Kommissaren ist ziemlich angespannt. Ivo Batic erwägt nach 30 Jahren im Dienst, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen und hat seinen langjährigen Kollegen darüber nicht persönlich informiert. Franz Leimayr fühlt sich gekränkt und reagiert beleidigt. "Wir arbeiten gar nicht mehr richtig zusammen, weil jeder nur noch sein Ding durchzieht", stellt Batic fest. Raufen sich die beiden wieder zusammen oder deutet sich hier der nächste "Tatort"-Abschied an? Immerhin ermitteln Batic und Leitmayr bereits seit 1991 als Team und gehören damit zu den dienstältesten Kommissaren.
Ein- oder ausschalten?
Ein Film, den man entspannt am Zweiten Weihnachtsfeiertag schauen kann. Wer einen klassischen Krimi erwartet, könnte allerdings enttäuscht werden.
Die Kommissare Batic und Leitmayr ermittelten zuletzt in diesen Fällen: