"1979 sind wir uns zum ersten Mal begegnet, glaube ich. Seitdem sind wir eng befreundet. Ich habe seine Kollektionen fotografiert und unzählige Porträts von ihm gemacht." Wenn der Fotograf Peter Lindbergh von dem Modeschöpfer Azzedine Alaïa spricht, spürt man, zwischen die beiden "passt kein Blatt Papier". Über Jahrzehnte hinweg haben sie immer wieder zusammen gearbeitet und sich gegenseitig inspiriert. Lindberghs Bilder dieser Begegnungen strahlen die Atmosphäre von Humor und Leichtigkeit aus, besonders wenn der Fotograf den 1,58 Meter großen, strahlenden Couturier neben den oft mehr als 20 Zentimeter größeren Models einfängt.
Der gebürtige Tunesier Alaïa beschreibt seinen deutschen Freund ebenso innig. "Peter kenne ich schon seit meinen Anfängen ... Wir kennen uns sehr gut. Wir müssen nicht viel reden. Alles geht wie von selbst", sagte er über Lindbergh. Neben dieser Männerfreundschaft pries Alaïa jedoch auch das andere Geschlecht: "Wenn ich arbeite, denke ich nur an Frauen. Ich verdanke den Frauen alles, meinen ganzen Erfolg."

Zwei Ausnahmetalente, die eine Liebe teilten
Peter Lindbergh und Azzedine Alaïa verband neben dem Gespür für Kunst und Mode auch die Liebe zur Farbe Schwarz. Für den Designer diente sie als Richtschnur seiner Entwürfe: Jedes Kleidungsstück schneiderte er zunächst in Schwarz, weil das "die Silhouette klarer hervortreten lässt". Lindbergh wiederum fotografierte fast ausschließlich in Schwarzweiß. Ein Bildband des Taschen-Verlages begleitet eine Ausstellung in der Pariser Fondation Azzedine Alaïa und feiert die Kultfarbe der Coolness auf ganz persönliche Alaïa-Lindbergh-Weise: in legendären Fotografien von atemraubenden Kleidern, präsentiert von Ikonen, die man nicht zwangsläufig vom Laufsteg kennt – Frauen wie Tina Turner, Tatjana Patitz, Naomi Campbell, Madonna, Nadja Auermann, Helene Fischer, Jade Jagger und Milla Jovovich.
Die Ausstellung wird am 20. Mai eröffnet und kann in der 18 Rue de la Verrerie in Paris bis zum 14. November besucht werden. Tickets sind online auf der Website der Galerie buchbar. Paris war die Wahlheimat der beiden Ausnahmekünstler geworden. Alaïa verstarb dort 2017 im Alter von 82 Jahren, Lindbergh 2019 mit 75 Jahren. Für Mode- wie für Fotografie-Fans bietet der dreisprachige Bildband einen Einblick in die Welt jenseits des Glamours, der die beiden Kreativen umweht. Und für alle, die eine Reise nach Paris planen, schafft er eine warmherzige Grundlage zur Vorfreude auf die Ausstellung.