"Das alte Europa" ist das Wort des Jahres 2003. Das gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt. Der ursprünglich polemisch gemeinte Ausdruck von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld habe den Sprachgebrauch geprägt und stehe nun für ein positives Selbstverständnis der Europäer, hieß es in der Begründung. Auf Platz zwei kam "Agenda 2010", den dritten Platz belegte "Reformstreit". Im vergangenen Jahr war "Teuro" der Spitzenreiter.
"Der Begriff 'das alte Europa' ist sprachlich interessant, weil er sich weiterentwickelt und über die Grenze Deutschlands hinaus Bedeutung hat", sagte der GfdS-Vorsitzende Prof. Rudolf Hoberg. Bei der Auswahl spiele auch die Frage eine Rolle, ob die Menschen in fünf oder zehn Jahren noch etwas mit dem Ausdruck anfangen könnten. "Man kann schon eine kleine Kulturgeschichte der Bundesrepublik schreiben, wenn man nur die Wörter des Jahres seit 1971 nimmt", sagte Hoberg.
Satz des Jahres: "DSDS"
Zum Satz des Jahres wählte die GfdS "Deutschland sucht den Superstar" mit der Abkürzung "DSDS". Diese Fernsehaktion habe eine erstaunliche Begeisterung insbesondere bei Jugendlichen ausgelöst und dadurch den Sprachgebrauch geprägt, sagte Jurymitglied Lutz Kuntzsch. Auf den vierten Platz kam der Begriff "SARS" oder "Sars", der ein "neues deutsches Wort" schuf.
Die Worte des Jahres seit 1993
1993: "Sozialabbau"
1994: "Superwahljahr"
1995: "Multimedia"
1996: "Sparpaket"
1997: "Reformstau"
1998: "Rot-Grün"
1999: "Millennium"
2000: "Schwarzgeldaffäre"
2001: "Der 11. September"
2002: "Teuro"
Unter die Top Ten schaffte es auch der Begriff "eingebettete Journalisten" für Pressevertreter, die im Irakkrieg amerikanische Militärkonvois begleiteten. "Der Ausdruck verweist auf die Probleme einer tendenziösen Berichterstattung", begründete Kuntzsch die Wahl. Das "Maut-Desaster" kam auf Platz sechs. Als Beleg für die Fähigkeit der deutschen Sprache, ganze Prozesse in einem einzigen Wort auszudrücken, belegte der Begriff "Steuerbegünstigungsabbaugesetz" den siebten Platz, gefolgt von "Jahrtausendglut".
"Googlen" ist das einzige Verb auf der Liste
Für das einzige Verb auf der Liste steht die Internetsuchmaschine Google Pate. "Das Wort googlen wird mittlerweile als gängiger Begriff für die Materialsuche im Internet verwendet", sagte Kuntzsch. Den zehnten Platz belegte die "harmlose Bezeichnung Alcopops für hochprozentige Mixgetränke".
Ein Jahr lang hatten Lutz Kuntzsch und weitere GfdS-Mitarbeiter Tageszeitungen und andere Medien nach häufig benutzten und prägnanten Formulierungen durchforstet. Zum Schluss musste die Jury, die zur knappen Hälfte aus Laien besteht, aus etwa 5000 Vorschlägen auswählen. Etwa 1500 davon hatten Bürger eingereicht.
Seit mehr als 30 Jahren kürt die Sprachgesellschaft Ausdrücke, die den öffentlichen Sprachgebrauch des jeweiligen Jahres beeinflussen. 2001 war es "Der 11. September" und 2000 "Schwarzgeldaffäre". Angefangenen hatte es 1971 mit "aufmüpfig". Alle Wörter der Jahre 1971 bis 2002 und deren Geschichte sind in dem gerade erschienenen Duden "Von 'aufmüpfig' bis 'Teuro'" nachzulesen.