Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft lässt weiter auf sich warten: Nach einem Minus im Frühjahr gab es auch im dritten Quartal kein Wachstum. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt bestätigte.
Bereits im Schlussquartal 2025 könnte sich die Wirtschaftsleistung wieder etwas erhöhen, sodass Europas größte Volkswirtschaft im Gesamtjahr knapp am dritten Jahr ohne Wachstum vorbeischrammen würde. Die Chancen für einen Aufschwung im laufenden vierten Quartal stehen nicht besonders gut.
Das Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigster Frühindikator für die deutsche Wirtschaft sank im November überraschend auf 88,1 Punkte, nach 88,4 Punkten im Oktober. Das deute auf ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent im vierten Quartal hin, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Es fehlt an Dynamik, die Wirtschaft stagniert vor sich hin." Zentrales Problem bleibe der Auftragsmangel. "Früher konnte sich Deutschland aus Krisen herausexportieren", sagte Wohlrabe. "Das fällt nun weg." Die Exporterwartungen der Unternehmen seien gesunken. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit gerate unter die Räder.
Auch die Bundesbank traut Deutschland am Jahresende nur ein leichtes Wachstum zu. Aufgrund der schlechten Wettbewerbsposition profitiere die heimische Industrie "nur begrenzt von der anhaltend moderat wachsenden Weltwirtschaft", heißt es im aktuellen Monatsbericht.
Für das nächste Jahr rechnen Ökonomen allerdings mit einem Ende der Flaute – auch wegen staatlicher Milliardeninvestitionen in Infrastruktur und Verteidigung.
Deutschland exportiert weniger
Im Zeitraum Juli bis September investierten Unternehmen zwar mehr in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge, wie aus den jüngsten Daten des Wiesbadener Bundesamtes hervorgeht: Die Investitionen in Ausrüstungen nahmen zum Vorquartal um 1,1 Prozent zu. "Dies spiegelt sich auch in einer positiven Entwicklung der gewerblichen Pkw-Neuzulassungen wider", hieß es dazu.
Vom Außenhandel blieben positive Impulse aus: Die Ausfuhren von Waren "Made in Germany" gingen, verglichen mit dem zweiten Quartal, um 0,7 Prozent zurück. Besonders Service-Exporte – etwa Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum, zum Beispiel Lizenzgebühren für den Vertrieb von Software oder Franchisegebühren – gaben deutlich nach. Höhere US-Zölle belasten die Exportnation Deutschland. Auch das Geschäft auf dem chinesischen Markt läuft nicht mehr so gut.
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Die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen stagnierte auf dem Niveau des Vorquartals. Der Staatskonsum wuchs hingegen um 0,8 Prozent.
"Die Konjunktur wurde im dritten Quartal von schwachen Exporten gebremst, während die Investitionen leicht zulegten", fasste die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, zusammen.
Steigende Preise bremsen Verbraucher
Gestiegene Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen bremsen zudem den privaten Konsum. Erstmals seit dem Schlussquartal 2023 ging der private Konsum zum Vorquartal zurück (minus 0,3 Prozent), weil Haushalte zum Beispiel weniger Geld in der Gastronomie ausgaben. Umfragen zufolge wollen viele Verbraucher selbst im üblicherweise umsatzstarken Weihnachtsgeschäft kürzertreten. Viele Einzelhändler bangen um ihre wirtschaftliche Existenz.
Der Arbeitsmarkt ist ohnehin unter Druck. In wichtigen Branchen wie der Automobilindustrie wurden binnen eines Jahres fast 50.000 Jobs gestrichen. Zudem fiel die Herbstbelebung auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwach aus. Saisonal bedingt dürfte in den Wintermonaten Januar und Februar die Zahl der Arbeitslosen wieder auf mehr als drei Millionen steigen.