Junge Menschen bei Tiktok haben Franz Kafka für sich entdeckt. Einen Autor, der seit fast 100 Jahren tot ist, dessen Werk Weltliteratur ist, aber nicht gerade leicht zugänglich. Wie die Gen Z Kafka viral gehen lässt.
Franz Kafka ist zum Schwarm der Generation Z geworden. Insbesondere junge Frauen und Mädchen teilen bei Tiktok ihre neuentdeckte Liebe für den Autor. Das mag auf den ersten Blick nicht unbedingt naheliegend klingen: ein Autor aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, an dessen komplexem und vielschichtigem Werk sich Literaturwissenschaftler abarbeiten, begeistert plötzlich Jugendliche. Und das in einem Medium, das nicht unbedingt für Tiefsinn steht mit seinen kurzen Videos im schnellen Takt.
Doch sieht man sich einige dieser kleinen Kafka-Liebeserklärungen und Lobeshymnen an, ist es keineswegs verwunderlich, dass gerade junge Menschen den Autor für sich entdecken. Seine Werke handeln von Käfern und Flöhen und Affen, von Verwandlungen, von Bürokratiemonstern und Abhängigkeiten und am Ende ist meist nicht ganz klar, wer jetzt hier wem was verbaut hat. Letztlich ist jeder Mensch auf seine ganz eigene Art verloren in dieser Welt.
Pandemie, Krieg, Klimawandel – die Gen Z wird im Krisenmodus erwachsen. Kein Wunder, dass sie Kafkaeskes, auf unergründliche Weise Bedrohliches, mag. Kafkas Werk handelt häufig von Situationen der Hilflosigkeit. Wer wüsste schon, was zu tun wäre, wenn er morgens plötzlich in Gestalt eines Käfers aufwacht, wie Kafkas Gregor Samsa in "Die Verwandlung". Das Buch kommt bei Tiktok besonders gut an.
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Junge Frauen vergleichen in der App ihre Dating-Erfahrungen mit Sätzen von Kafka, fühlen sich offensichtlich von dem leidenden, melancholischen Schriftsteller verstanden.
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Kafka kam 1883 als Sohn eines jüdischen Kaufmannes in Prag zur Welt, wo er auch den Großteil seines Lebens verbrachte. Auf Wunsch seines Vaters, zu dem Kafka ein sehr schwieriges Verhältnis hatte, arbeitete er in einer Versicherungsanstalt. Dabei hatte er schon früh mit dem Schreiben begonnen und zwei Semester Germanistik studiert, bevor zu Jura wechselte. Seine berühmten Werke schrieb Kafka quasi nebenbei. Seine Sprache war dabei Deutsch, was aufgrund der recht großen deutschsprachigen Community in Prag zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich war.
Eine junge Frau schreibt auf Englisch in einem Tiktok: Dass Kafka starb in dem Denken, versagt zu haben, schmerze sie mehr als alles andere. "Ich wünschte, ich könnte ihm sagen, wie viele Leben er durch sein Werk verändert hat und wie beeindruckend er war und immer sein wird."
Ein Glück, dass sein Nachlass erhalten blieb
Kafka starb 1924 im Alter von 40 Jahren an Kehlkopftuberkulose. Eigentlich wollte er, dass sein literarischer Nachlass vernichtet wird. Sein Freund Max Brod verhinderte das. Zum Glück. Seine Bücher zählen längst zur Weltliteratur, übersetzt in etlichen Sprachen.
Gruselvilla in Köln: Das "Haus Fühlingen" und seine dunkle Geschichte
Wer heute das Eingangstor zum "Haus Fühlingen" sieht, fühlt sich vermutlich nicht gerade eingeladen. Das war einst anders: In der idyllisch gelegenen Villa verbrachte eine wohlhabende Familie regelmäßig die Sommer.
Der Austausch über Bücher und eine neue Freude an Literatur ist längst Teil von Tiktok, #booktok ein Riesending. Junge Leserinnen und Leser zeigen sich mit ihren Buchfavoriten, ranken Titel, inszenieren Plots und geben Tipps. Neue Buchclubs entstehen. Von wegen lesefaul. Und jetzt eben in love with Kafka.
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