Im Jahr 1888 erwarb der Freiherr Eduard von Oppenheim ein fantastisch gelegnes Grundstück im Norden Kölns. Umgeben von Wasser und Grünflächen, weit weg vom Trubel der großen Stadt. Hier ließ er eine stattliche Villa errichten, in der der 57-Jährige von nun an mit seiner Familie die Sommermonate genießen wollte. Geld hatte der Freiherr: Er war als Bankier tätig, seine eigentliche Leidenschaft war aber die Pferdezucht, mit der er ebenfalls gute Verdienste machte.
Und so wurde auf dem Gelände nicht nur ein Haus für die Familie errichtet, sondern auch ein großzügiges Gestütsgebäude für die Pferde. Und sogar eine Rennbahn! Doch nach dem Tod des Erbauers im Jahr 1909 begann eine wechselvolle Geschichte für das imposante "Haus Fühlingen". Zwei Kriege erschütterten die Welt und hinterließen auch Spuren in Köln-Chorweiler. Die Villa wechselte mehrmals den Besitzer, im zweiten Weltkrieg wurden hier Zwangsarbeiter untergebracht, die für die Nazis und deren Nutznießer schuften mussten.
Lost Place mit dunkler Geschichte
Damit hängt auch eine von mehreren tragischen Geschichten zusammen, die dem Haus anhaften: Ein 19-jähriger Zwangsarbeiter aus Polen, Edward Margol, wurde fälschlich eines Vergehens beschuldigt, für das er gehängt wurde. Es verbreitete sich die Erzählung, dass der wirkliche Grund für die Hinrichtung eine unerlaubte Romanze mit der Tochter des damaligen Villenbesitzers gewesen sei, das ist aber nicht mehr nachzuweisen. 1962 starb im "Haus Fühlingen" ein ehemaliger NS-Richter, der Suizid beging. Er hatte mit seiner Frau in der Villa gelebt.
Diese wahren, dramatischen Geschehnisse lockten später zahlreiche Geisterjäger und Gruselfans auf das Gelände. Immer wieder gab es Berichte von unerklärlichen Lichtern, Geistersichtungen oder anderen vermeintlich übernatürlichen Geschehnissen. Dass inmitten der überwucherten, verfallenen Villenruine solche Erlebnisse plötzlich gar nicht mehr so absurd erscheinen, ist verständlich.
Was wird aus dem "Haus Fühlingen"?
Eigentlich sollte hier aber alles längst aufgeräumt und elegant aussehen: 2004 hatte die German Property Group, eine Investorengruppe, die Villa gekauft und wollte hier im Einklang mit dem Denkmalschutz Luxuswohnungen entwickeln. Doch ein erster Bauplan missfiel der Stadt Köln und wurde abgelehnt. Seither: Stille.

Was der Investor für das einzigartige Gebäude plant, ob er überhaupt etwas plant, ist offen. Aber den Anwohnern, die ringsum die verfallende Villa leben, liegt das "Haus Fühlingen" am Herzen – sie haben Angst, dass es ganz einstürzen wird, wenn sich nicht bald jemand, der wirklich ein Herz für das Haus hat, darum kümmert.