Unter den mehr als 650 Einsendungen zum Fotowettbewerb hat die Jury als beste Aufnahme das Foto "Ein Schutzmann für Kafka" von Detlef Seydel ausgezeichnet. Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt einen Wachmann vor einer Buchhandlung, über dessen Schulter das Abbild des Schriftstellers Franz Kafka auf einem Poster schaut.
"Mich hat betroffen gemacht, dass Franz Kafka heutzutage einen Schutzmann braucht", sagte Detlef Seydel bei der Entgegennahme des Preises in der Galerie C/O Berlin. Seine Fotografie erinnert an den Umstand, dass im gegenwärtigen Deutschland jüdische Einrichtungen durch die Polizei geschützt werden müssen.
Aber schon das zweitbeste Bild des Wettbewerbs zeigt das Gegenteil, eine fast unbeschwerte Leichtigkeit im Alltag: Die Augsburgerin Evgenia Lisowski fotografierte zwei Jungs mit Kippa auf dem Kopf auf dem Weg zur Schule, wie sie an einer Straßenbahnhaltestelle warten. Oder das Foto eines Rabbiners in einem Lebensmittelgeschäft, das "Einkauf in der Nachbarschaft" betitelt wurde, macht die Selbstverständlichkeit des jüdischen Lebens sichtbar.
Sehnsucht nach Normalität
Es sind "Bilder, die den Reichtum jüdischer Traditionen und die Vielfalt jüdischer Lebensentwürfe offenbaren", wie Jury-Mitglied Monika Grütters sagte. Die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gehörte neben anderen wie Iris Berben, Stephan Erfurt und Josef Schuster vom Zentral der Juden in Deutschland zur der Jury des Fotowettbewerbs.
Bei der Wahl der zehn besten Motive waren nicht nur fotografische Qualitäten gefragt. Es ging vor allem darum, dass die ausgezeichneten Fotos einen repräsentativen Querschnitt darstellen, der dem Titel des Wettbewerbs - "Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland" - gerecht wird.
Die prämierten Fotografien sollen bald auf Wanderschaft gehen und einem breiteren Publikum bekannt werden. Interessierte Institutionen und Organisation in ganz Deutschlands können sich dafür bei der Initiative kulturelle Integration formlos bis zum 30. April 2021 bewerben.
Weitere Infos zu #2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland unter https://2021jlid.de
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