Giorgio Vastas "Die Glasfresser" Ein höllisches Debüt

Der Italiener Giorgio Vasta landet mit den "Glasfressern" ein höllisches, qualvolles Debüt. Beim Leser hinterlässt er Gänsehaut- Schauer. Das Erstlingswerk wurde von den italienischen Kritikern als bester Roman seit langem gefeiert.

Giorgio Vasta hätte kaum einen besseren Titel für sein Erstlingswerk finden können: "Die Glasfresser" liest sich fast wie Scherben schlucken - qualvoll und schmerzhaft. Zugleich ist es stilistisch meisterhaft geschrieben und erinnert mit seinen magischen Elementen und sezierender Genauigkeit an den kolumbianischen Autor Gabriel García Màrquez. Beim Leser hinterlässt Vasta mit seinem eindringlichen Roman Gänsehaut-Schauer.

"Die Glasfresser", eine fast verstörende Parabel über den Missbrauch politischer Macht, spielt im Italien der 70er Jahre, das von den Terrorakten der linken Roten Brigaden erschüttert wird. Vasta lässt ein Trio elfjähriger Schuljungen zu Jung-Brigadisten werden. Die drei wollen das italienische Volk aus seiner Lethargie reißen, so gründen sie eine Aktionszelle, rasieren sich die Haare ab, erfinden eine Geheimsprache und starten eine Serie kleiner Anschläge. Doch was als absurdes, aber harmloses Kinderspiel beginnt, verwandelt sich in Grausamkeit und Obsession.

"Die Glasfresser"

Von Giorgio Vasta
Deutsche Verlags-Anstalt
Preis: 19,99 Euro

Kein Wort für Liebe

Seine stärksten Passagen schreibt Vasta, wenn er mit sezierendem Blick die Taten der drei Schuljungen beschreibt. So entführen sie einen Mitschüler, stecken ihn in ein provisorisches Gefängnis und foltern ihn tagelang grausam zu Tode. Dies erzählt Vasta in seinem atemberaubenden Psychogramm aus der Sicht des elfjährigen, beunruhigend naiven Nimbus, der die Tragweite seiner Grausamkeiten anscheinend überhaupt nicht versteht. Die Schüler sind trunken von den Möglichkeiten ihrer Macht.

Erst als Nimbus feststellt, dass es in der Geheimsprache des höllischen Trios kein Wort für Liebe gibt, beendet er das Terror- Spiel und denunziert kaltblütig seine Mit-Verschwörer.

Ein kraftvolles, stilistisch sehr gutes und bewegendes Buch, das den Leser aber unweigerlich mit einem Schaudern zurücklässt. Selbst an das scheinbar positive Ende lässt sich nicht so recht glauben.