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EU-Streit mit Slowenien Italien droht das Ende des milliardenschweren Balsamico-Monopols

Aceto Balsamico dürfen sich bislang nur Produkte aus Italien nennen
Aceto Balsamico dürfen sich bislang nur Produkte aus Italien nennen
© tenzinsherab / Getty Images
Aceto Balsamico ist beliebt in den Küchen der Welt - und ein Milliardengeschäft für die Italiener. Nun wollen auch die Slowenen daran mitverdienen. Mit einem europaweiten Vorstoß wollen Sie das Monopol der Italiener beenden.

Ob als Dressing für den Salat oder zum Verfeinern von Eis: Aceto Balsamico, auch als Balsamessig bekannt, ist aus vielen Küchen nicht mehr wegzudenken. Da es sich um ein streng geschütztes Produkt aus den italienischen Provinzen Modena oder Reggio Emilia handelt, ist der dunkle Essig für die Italiener ein Milliardengeschäft: Der jährliche Verkaufsumsatz soll sich auf etwa eine Milliarde Euro belaufen. Das Produkt wird in rund 120 Länder vertrieben. Eine Herkunftsbezeichnung mit der Lizenz zum Gelddrucken.

Genau an diesem Geschäft will nun auch Slowenien mitverdienen. Die Regierung des östlichen Nachbarlandes habe bei der Europäischen Union einen Antrag auf eine "nationale technische Norm" gestellt, erklärt der Verband aus Modena. Die Absicht der Slowenen: Alle mit Traubenmost gemischten Weinessige sollen sich zukünftig "Aceto Balsamico" (Balsam-Essig) nennen dürfen, nicht nur die Produkte aus den italienischen Provinzen.

"Eine Milliarde wird aufs Spiel gesetzt"

Die Italiener sind sauer: "Das widerspricht europäischem Recht", schimpft Federico Desimoni, Direktor des Verbandes. Für Luca Borsari, Präsident des lokalen Unternehmens Coldiretti Modena, ist dieser Vorstoß "inakzeptabel". Er sei "ein Griff in unser Territorium, aber auch ein echter Angriff auf das gesamte 'Made in Italy'-Label", sagte er der "Gazetta di Modena".

"Auf diese Weise wird eine Milliarde Euro an Verbraucherwert aufs Spiel gesetzt", fährt Borsari fort, "und außerdem der internationale Markt des gefälschten Made in Italy genährt, der uns bereits mehr als 100 Milliarden Euro kostet, indem Wörter, Farben, Orte, Bilder, Bezeichnungen und Rezepte missbräuchlich verwendet werden."

Der Aceto Balsamico wird unter Einhaltung spezifischer, seit Generationen überlieferter Produktionsvorschriften gewonnen, erklärte der Verband in der Vergangenheit wiederholt. Deshalb hat die Europäische Union dem in der italienischen Stadt Modena hergestellten Balsamico-Essig den Status der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) und der geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) gegen Fälschungen verliehen.

Essig ist ein Wundermittel im Garten

Slowenien sieht die Sache anders

Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Jahr 2019 besagt jedoch, dass sich dieser Schutz nicht auf seine nicht-geografischen Bestandteile - nämlich "aceto" und "balsamico" - erstreckt. Darauf pochen nun die Slowenen. Sie stützen sich auf diese Interpretation des EU-Gerichts, um einen Standard für die Herstellung von Balsamico-Essig zu schaffen, der ihnen ein völlig neues Geschäftsfeld eröffnen wird.

Die regionale Zeitung "Delo" gab die Auffassung des slowenischen Agrarministeriums wieder, wonach das Thema Essig in der EU nicht reguliert sei. Jedes Land könne demnach Vorschriften erlassen. Man habe die eigenen Pläne Ende des vergangenen Jahres an die zuständige EU-Kommission übermittelt. Sobald man Brüssel Stellung beziehe, werde man das berücksichtigen, hieß es weiter.

Die Europäische Kommission hat nun bis zum 3. März Zeit, die Angelegenheit zu klären.

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cf

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