Von Florian Gless
Was, herrje, macht den Deutschen bloß zum Deutschen? Fleiß? Treue? Kann nicht sein. Gibt es alles auch bei anderen. Wie kein anderes Land quälen wir uns mit unserem nationalen Selbstverständnis.
Ein spannendes Dokument zur deutschen Selbstfindung liefern jetzt die Historiker Etienne François ? ein Franzose! ? und Hagen Schulze. Band 1 der von ihnen herausgegebenen »Deutschen Erinnerungsorte« wirft in 39 Essays ein helles Licht auf unser gemeinsames Gedächtnis. Denn das einigt uns alle, ob in Greifswald geboren oder in Freiburg: Wir Deutschen haben bestimmte Orte, Personen oder Begriffe im Kopf, mit denen wir die uns eigenen ? eben deutschen ? Assoziationen verbinden: Canossa, das Volkswagenwerk, Versailles, Goethe, Auschwitz, die Mauer. Die Aufsätze, verfasst von namhaften Historikern, Publizisten und Journalisten, sind zwar nicht alle auf dem hohen Niveau eines Joachim Fest, der über den Führerbunker schreibt und uns Hitlers letzte Stunden miterleben lässt, aber informativ.
In Band 2 und 3 folgen im Herbst unter anderem Essays über die Bundesliga, den Feierabend, den Schlager und den Schrebergarten. Was fehlt: Das Liegestuhl-Besetz-Handtuch und das Wackelkopf-Hündchen auf der Hutablage. Sowie: Auf der Terrasse nur Kännchen.
E. François/H. Schulze: Deutsche Erinnerungsorte, C.H. Beck, 724 S., 68 Mark