"Bekenntnisse einer Highschool-Diva" Ein exzentrischer Teenager wird gezähmt

Wieder eine Teenie-Komödie mit Lindsay Lohan: Als Tochter einer allein erziehenden Töpferin Lola kämpft sie mit der Pubertät und nimmt jede Gelegenheit wahr, den Alltag zu dramatisieren.

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt - diese Gemütszustände sind en vogue in Hollywood-Komödien, die sich an eine sehr junge weibliche Zielgruppe wenden. Und die junge Schauspielerin Lindsay Lohan hat geradezu ein Abo für die Rolle der pubertierenden Nervensäge, wie sie in ihrer aktuellen Teenie-Komödie "Bekenntnisse einer Highschool-Diva" erneut beweist. Zuvor zickte sie bereits in "Freaky Friday - ein total verrückter Freitag" mit Jamie Lee Curtis herum, und demnächst wird sie in "Girl's Club - Vorsicht bissig" erneut durchs Minenfeld der Pubertät geschickt.

Ihre aktuelle Komödie jedenfalls ist bemüht, ein paar neue Perspektiven jenseits der genreüblichen Rangeleien um den schulischen Beliebtheitsrang, die teuersten Klamotten und den hübschesten Boyfriend aufzutun. Lohan spielt eine 15-Jährige aus hippem New Yorker Bohemien-Milieu, die nur unter Heulen und Zähneklappern mit ihrer allein erziehenden Mutter, einer Töpferin, in eine sterile weiße Vorstadt in New Jersey zieht. "Ich bin ein Flamingo inmitten eines Taubenschwarms": Überspannt ist gar kein Ausdruck für den Gemütszustand von Mary, die eine Künstlerseele in sich fühlt, Schauspielerin werden will und darauf besteht, Lola genannt zu werden.

Hier wird Alltag dramatisiert

Der Ausdruck "Drama Queen" im Originaltitel beschreibt den überkandidelten Teenager treffender als das vage deutsche Diva - denn Lola nimmt jede Gelegenheit wahr, den Alltag zu dramatisieren. Einen großen Teil ihres Daseins widmet sie beispielsweise der Verehrung von Stu, poetischer Sänger einer Independent-Rockband: Als diese sich auflöst, baut Lola einen kleinen Traueraltar, und als sie nicht zum Abschiedskonzert darf, tritt sie als Gandhi gewandet in den Hungerstreik. Flugs legt sie sich außerdem mit der tonangebenden Schulzicke an, wie sie in wirklich jeder amerikanischen Teeniekomödie vorkommt: Die schöne, reiche, intrigante Carla rivalisiert mit ihr um die Hauptrolle im Schulmusical "Pygmalion".

Prüde und realitätsfern

Mit Lolas Pop-Art-Tagträumereien und -Kostümen, die sie wie Barbarella aussehen lassen, mit vielen durchdachten Details, witzigen Nebendarstellern und Anflügen von schwarzem Humor besitzt die Komödie durchaus originelle Momente. Der stattlichen Fastzwanzigerin Lohan nimmt man zwar eine schwer pubertierende 15-Jährige nicht ganz ab, aber sie hat komisches Talent. Wenn sie es denn zeigen darf: Schade, dass die produzierende Disney-Company so schnell der hausüblichen Frömmelei verfällt und über Lolas blühender Exzentrik den Daumen senkt.

Die vielversprechende kleine Wuchtbrumme muss "pädagogisch wertvolle" Lektionen durchlaufen und moralisch zurechtgestutzt werden. Und dies so prüde und realitätsfern, dass es der anvisierten Zielgruppe, die schließlich nicht von gestern ist, womöglich übel aufstößt. Wenn Lola und ihre Freundin nach New York zum Konzert ausbüxen und ihren Schwarm Stu treffen, verläuft die Backstage-Party fast so freundlich und jugendfrei wie Topfschlagen beim Kindergeburtstag. Und wenn sich Stu als so liederlich-versoffen erweist, wie man es Rockstars gemeinhin nachsagt, und sich von der kleinen Schülerin die Leviten lesen lassen muss - dann ist ein neuer Gipfel der Heuchelei erreicht, der selbst nur schwach renitenten Teenagern die Tränen in die Augen treiben wird.

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Birgit Roschy, AP

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