Der Plot ist klassisch: In "Girls Club" geht es um Cady Heron, ein Teenagermädchen, das von Afrika nach Illinois zieht und zum ersten Mal eine amerikanische High School besucht. Sie versucht, sich anzupassen, um die Beliebtheitsskala zu erklimmen, und lernt dabei wichtige Lektionen über Freundschaft, Authentizität und die Konsequenzen ihres Handelns. Heron wird von einer exklusiven Clique, den ‚Plastics‘, angezogen, angeführt von der furchterregenden Regina George.
Das Drehbuch zur neu aufgelegten High-School-Satire stammt – wie schon in der Originalversion – aus der Feder von Schauspielerin und Komödiantin Tina Fey, die auch dieses Mal wieder in die Rolle der Lehrerin Ms. Norbury schlüpft.

Wenige alte, dafür viele neue Gesichter
Damals noch von Lindsay Lohan besetzt, wird die Rolle der Cady in der 2024-Version von der australischen Schauspielerin Angourie Rice verkörpert. Regina – die Rolle, mit der Rachel McAdams damals ihren Durchbruch feierte – übernimmt Renée Rapp, was durchaus nachvollziehbar ist, immerhin schlüpfte sie auch am Broadway in das pinke Outfit der Queen B. Insgesamt 833 Mal wurde die Bühnenadaption gezeigt zwischen der Broadwaypremiere 2018 und dem abrupten Ende durch die Coronapandemie in 2020. Das Spektakel entpuppte sich als finanzieller Erfolg und spielte schon in den ersten sieben Previews mehr als eine Million Dollar ein. Der Schritt lag nahe, auch die Theaterversion nochmal zu verfilmen. Hollywood, die Recyclingmaschine, schreckt vor nichts zurück.

Dass dieses Mal allerdings gesungen und getanzt wird, könnte den ein oder anderen ahnungslosen Kinogänger irritieren – denn der Film wurde im Vorfeld nicht explizit als Musical beworben. Im Trailer klingt kein Lied an, findet keine Choreografie statt, nicht einmal flattert der Begriff "Musical" über den Bildschirm. Laut Paramount wollte man das Publikum nicht "abschrecken" und so eine breitere Masse ansprechen.
Fürchtet sich Hollywood vor Musicals?
Es handele sich vielmehr um eine Komödie mit Musik, die ein größeres Publikum erreiche als ein Musical, das auch als solches vermarktet würde. Die "Mean Girls" reihen sich damit in eine Gruppe von Verfilmungen ein, die zwar basierend auf einer musikalischen Bühnenfassung in die Kinos kommen, deren Marketingstrategie aber nicht auf die Musikeinlagen eingeht.
Raffiniert – oder ziemlich verschlagen?

Ein weiteres Beispiel: "Die Farbe Lila", ein Filmdrama, in dem es um eine schwarze Frau geht, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA lebt, kommt im Februar in die deutschen Kinos – und auch das nicht zum ersten Mal. Die Geschichte basiert dem preisgekrönten Roman von Alice Walker, wurde 1985 von Steven Spielberg erstverfilmt und im darauffolgenden Jahr elf Mal bei den Oscars nominiert. Rund 20 Jahre später folgte dann der Sprung auf die Broadway-Bühne, der sich als großer Erfolg entpuppte, elf Tony-Award-Nominierungen inklusive. Einer Trophäen ging schließlich an die Hauptdarstellerin.
"Eine mutige neue Interpretation des beliebten Klassikers" nennt Warner Brothers "Die Farbe Lila" jetzt im neuen Trailer. Und was ist mutig und neu? Die 2024-Version ist eine Musical-Adaption. Trotzdem auch hier nicht mehr als kurz angedeutete Tanzszenen im Werbeclip. Und selbst im Film wirkt es, so als stehe Hollywood nicht zu 100 Prozent hinter der Entscheidung, aus dem Drama ein Musical gemacht zu haben: Die Lieder sind zwar kinematographisch schön umgesetzt, wirken aber wie ein erzählerischer Bremsklotz, der den Charakteren einen Teil ihrer Tiefe nimmt.

Fieser Trick oder schlaues Marketing?
Dass die Studios so viele Zuschauer wir möglich in die Kinositze bewegen wollen, ist wenig überraschend. Aber gerade bei Verfilmungen, die auf jahrzehntelangen Erfolg inklusive einer lukrativen Broadway-Karriere zurückblicken können, sollte man meinen, dass die Vermarktung der Remakes offensiv darauf abzielt. Hatten nicht Produktionen wie "Mamma Mia", "The Greatest Showman" oder auch "La La Land" bewiesen, dass Musicals bei Zuschauern durchaus die richtigen Töne treffen können? Mal sehen, wie viele Nostalgiker bei den "Mean Girls" ein böses Erwachen erleben, wenn sie eigentlich den Zickereien der Vorlage entgegenfiebern – und dann die Intrige zwischen Spinden und Kantine vorgetanzt wird.