Elly Conway Hat Taylor Swift die Vorlage zum Spionage-Thriller "Argylle" geschrieben?

  • von Nina Wrede
Szenenfoto „Argylle“, der mit einem Gegner kämpft
Samt und besonders: Top-Agent Argylle (rechts, gespielt von Henry Cavill) hat alles im Griff.
© Peter Mountain/Universal Pictures
Matthew Vaughns neuer Agentenfilm "Argylle" basiert auf einer Vorlage von Elly Conway, der Name wiederum ist nur ein Pseudonym. Seither rätseln Filmfans, wer sich dahinter verbirgt. Dem Kinostart dürfte der ganze Wirbel zuträglich sein.

Schon vor seiner Veröffentlichung war das Internet in heller Aufregung über den Spionagefilm „Argylle“ und dessen vermeintliche Vorlage – ein Roman, der erst Anfang dieses Jahres erschienen ist. Um die Identität der Autorin rankt sich seit Wochen ein großes Mysterium: Wer ist Elly Conway? Und warum denken ihre Fans, dass Popstar Taylor Swift hinter dem Pseudonym steckt?  

Der Film vom britischen Regisseur Matthew Vaughn („Kingsman“) mit Henry Cavill, Sam Rockwell, Bryce Dallas Howard und Dua Lipa soll auf dem gleichnamigen Debütroman einer unbekannten Autorin basieren. Das Merkwürdige: Bei der Produktion und Ankündigung des Films existierte das literarische Vorbild noch gar nicht. In einem Podcast erklärte Vaughn, „Argylle“ sei von dem noch nicht fertig geschriebenen Buch von Elly Conway mit demselben Titel inspiriert. Er habe das Manuskript gelesen, daraus sei das Drehbuch zum Film geworden. Die Fakten machen stutzig, denn es ziemlich selten, dass eine Erstlingsautorin Teil eines Filmdeals mit dieser Art von Starpower ist. 

Im dem Film ist Elly Conway auch der Name der Figur, die Bryce Dallas Howard spielt. Die introvertierte Schriftstellerin gerät plötzlich in die reale Welt der Spionage, als die Abenteuer ihres fiktiven Geheimagenten Argylle den Aktivitäten einer Gaunerbande ein wenig zu nahe kommen. Verstanden? Der Spionagethriller basiert auf dem Roman einer Autorin, die selbst als Charakter Teil ihrer Geschichte wird. 

Bryce Dallas Howard sitzt am Computer und schreibt
Bryce Dallas Howard spielt die Schriftstellerin Elly Conway.
© Peter Mountain/Universal Pictures

Und was hat Taylor Swift damit zu tun? 

Den Roman „Argylle“ gibt es mittlerweile, er wurde am 4. Januar 2024 von Penguin veröffentlicht. Auf Anfrage teilte der Verlag mit, nicht mehr Informationen über Elly Conway zu haben als jene, die auf der Webseite veröffentlicht sind. Alles, was darüber hinaus gehe, sei spekulativ. Auf der Webseite allerdings heißt es zur Identität der mysteriösen Autorin nur, dass sie aus New York stammen und aktuell am nächsten Band ihrer Agenten-Reihe arbeiten soll. 

Auch in den sozialen Medien ist Conway wenig aktiv. Aufmerksame Fans von US-Superstar Taylor Swift wollen trotzdem „Beweise“ dafür gefunden haben, dass ihr Idol hinter der Romanvorlage steckt. Im Songwriting-Business war Swift schon als Ghostwriterin unterwegs, schrieb unter Pseudonym Songs wie „This Is What You Came For“ für Rihanna. Weitere Hinweise wollen die Swifties innerhalb des Films gefunden haben: Howards welliges rotes Haar soll an die rote Perücke erinnern, die die Sängerin in ihrem Kurzfilm „All Too Well“ trug – auch dort verkörperte Swift eine Schriftstellerin. Ebenso könnte die Strickjacke, die Conway trägt, eine Anspielung auf den Song „Cardigan“ sein. Aber der entscheidende Hinweis für viele Fans: Elly schleppt ihre Katze in einem speziell entworfenen Rucksack mit Fenster umher – genau so zu sehen in Taylor Swifts Netflix-Dokumentation „Miss Americana“. Und dann ist die Film-Katze auch noch eine Scottish Fold, also von derselben Rasse wie zwei der Tiere des Popstars. Für Swifts Fanbase nicht nur ein Zufall sondern Beleg. 

Bryce Dallas Howard mit Katze im Rucksack
Swift-like? Elly Conway mit ihrer Katze im Rucksack. 
© Peter Mountain/Universal Pictures

Wenn nicht Taylor... wer dann? 

Die Identität der wahren Elly Conway – wenn es denn eine gibt – muss noch enthüllt werden, aber die Swift-Theorie dementierte Regisseur Vaughn bereits im Gespräch mit dem Magazin "Rolling Stone". Seine Tochter habe ihn auf das Gerücht hingewiesen, da auch sie davon überzeugt gewesen sei. Laut Vaughn stamme „Argylle“ jedoch nicht aus der Feder der Musikern. Swift habe lediglich als Inspirationsquelle für den Thriller gedient, hinter dem Roman stecke aber eine echte Buchautorin. Es gibt also eine echte Elly Conway – sagt zumindest Matthew Vaughn – und er habe sie auch gebeten, ihre Identität preiszugeben. Bisher erfolglos.

Als Hauptdarsteller Henry Cavill vor der London-Premiere des Films mit der Conway-Frage konfrontiert wurde, weigerte er sich, das Geheimnis zu lüften. „Ich fürchte, ich kann es Ihnen nicht sagen, zumindest nicht, ohne Sie zu töten“, witzelte er gegenüber dem Branchenblatt "Variety". Die wahrscheinlichste Theorie scheint wohl zu sein, dass ein bekannter Autor den Roman geschrieben und unter Pseudonym veröffentlicht hat.

Wann wird das Rätsel gelöst?  

Eine Redakteurin der Washington Post mutmaßte, die britische Schriftstellerin Tammy Cohen sei es gewesen, die bereits einige Spionagethriller veröffentlicht hat. In den Danksagungen zu „Argylle“ erwähnt Elly Conway auch Robert Massey, einen britischen Astronom. Auf Nachfrage der Zeitung gab er an, mit einer Autorin des Penguin-Verlags gesprochen zu haben. Dabei soll es sich aber nicht um Conway, sondern um Tammy Cohen gehandelt haben. Verdächtig ist außerdem, dass Cohens Agentin mit Stanley Tucci verheiratet ist, der in Vaughns „Kingsman“ mitspielt. 

Und natürlich ist man längst voll die Falle gegangen, wenn man sich detektivhaft auf Spurensuche begibt, Hinweise gegen das Licht hält und Theorien gegeneinander wägt. Das Mysterium um die Autorin, verquickt mit der Handlung des Films, es funktioniert als Aufmerksamkeitsgarantie – erst recht, wenn die erfolgreichste Sängerin der Welt Teil der Gerüchteküche ist. Ungewiss, ob die wahre Identität von Elly Conway jemals aufgedeckt wird. Aber da die Rätselhafte nicht nur ihre Romanreihe fortsetzt, sondern auch der Kinofilm erster Teil einer Trilogie sein soll, dürfen wir munter und ganz im Sinne der Marketingstrategie weiterspekulieren.

Transparenzhinweis: Penguin Verlag gehört zur Verlagsgruppe Penguin Random House, die wie der stern Teil des Bertelsmann-Konzerns ist.

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