"Bordertown" "J-Lo's" Kampf gegen die Vergewaltiger

Die Absicht ist löblich, die Ausführung mäßig: Um auf die vergessenen Morde an hunderten junger Mädchen in der mexikanischen Grenzstadt Juarez aufmerksam zu machen, hat Hollywood-Star Jennifer Lopez das Geld für "Bordertown" locker gemacht. Leider spielt sie auch noch die Hauptrolle.

Wenn ein Gutmensch auf der Leinwand aktiv wird, den ausgerechnet die Latina-Diva Jennifer Lopez verkörpert, ist es von der Unglaubwürdigkeit zur Lächerlichkeit nicht weit. Genau dies ist das Verhängnis des ambitionierten Polit-Thrillers "Bordertown" von Gregory Nava. Eigentlich war es eine verdienstvolle Idee, diesen auf Tatsachen beruhenden Spielfilm über die Morde an jungen Mädchen an der amerikanisch-mexikanischen Grenze zu produzieren. Aber weil die Hauptdarstellerin Lopez zu oft zu dick aufträgt, wirkt die Geschichte verlogen, ja manchmal gar albern.

Lopez spielt in dem 112-minütigen Film eine Journalistin, die von ihrer Chicagoer Zeitung nach Mexiko an die Grenze geschickt wird, um über die Tragödie zu berichten. Im Grenzort Juarez trifft sie ihren Ex-Liebhaber, gespielt von Antonio Banderas, der dort mittlerweile Lokalreporter ist. Die beiden arbeiten zusammen und lernen ein Opfer kennen, das seinen Mördern entkommen konnte. Zusammen versuchen sie, die Täter zu identifizieren. Doch merken die Journalisten bald, dass die Behörden an der Aufklärung kein Interesse haben, weil dadurch die offizielle Zusammenarbeit zwischen Mexiko und den USA gefährdet würde.

Bildgewaltiges und kitschiges Epos

Es ist ein bildgewaltiges, zuweilen aber allzu kitschiges und leicht vorhersehbares Epos, das Nava über dieses wichtige Thema präsentiert. Das Elend der Slums und die Glamourwelt der Reichen prallen ebenso plakativ aufeinander wie die Klischees: Alle Reichen sind böse, alle Armen sind gut. Die Handlung ist vorhersehbar, Lopez' Wandlung von der karrieresüchtigen Journalistin zur aufrechten Retterin mexikanischer Arbeiterinnen und Globalisierungs-Kritikerin wirkt übertrieben. Wie viel sie auch kämpft, wie schnell sie auch rennt, - selbst nach einer versuchten Vergewaltigung sieht der singende Star noch immer blendend aus. Den männlichen Gegenpart besetzte Nava mit dem Frauenschwarm Banderas. Dazu wird mittendrin auch noch kurz der kolumbianische Popstar Juanes präsentiert.

Auf der Berlinale wurde "Bordertown" belacht

Insgesamt mixt Nava einen rundherum opulenten Bilderreigen. So entsteht schnell der Eindruck: Hier geht es weniger um Darstellung der tragischen Realität, hier feiert vielmehr der Regisseur seine attraktiven Stars. Die bittere Realität sieht leider anders aus: Hunderte Mädchen werden jedes Jahr an der Grenze vergewaltigt und umgebracht. 400 sollen es allein im letzten Jahr gewesen sein, nach Schätzungen von Amnesty International seit Anfang der 90er Jahre insgesamt an die 5.000. Immerhin dokumentiert der Film, wie die jungen Mädchen in den Fabriken an der Grenze wie Sklavinnen für die Produktion von Wohlstandsgütern für die westliche Welt schuften. Fernseher wie Computer schrauben sie im Akkord zusammen - und bekommen dafür einen Hungerlohn. Auf der Berlinale fiel "Bordertown" durch. Ab Donnerstag kann sich das deutsche Kinopublikum sein Urteil selbst bilden.

AP
Holger Mehlig/AP

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