"Für den unbekannten Hund" Auf der Walz und auf der Flucht

Mit ihrem Kinofilm "Für den unbekannten Hund" schicken die Reding-Brüder ihre Protagonisten auf die Walz. Und liefern mit vier Jahren Produktionszeit ein virtuoses Roadmovie der besonderen Art ab.

Mit ihrem Filmdebüt "Oi!Warning" über die Freundschaft zwischen einem Skinhead und einem Punk etablierten sich die Zwillinge Benjamin und Dominik Reding 1999 als autonome Stilisten. Konfliktbereit präsentieren sie sich auch acht Jahre später mit ihrem zweiten Spielfilm "Für den unbekannten Hund". Die Geschichte von Gewalt, Schuld und Sühne führt in die abgeschirmte Parallelwelt der Wandergesellen und verbindet eine Fülle von Schauplätzen zu einem dramatischen, kunstvoll inszenierten Bilderbogen. Im September wurde der Film mit dem Otto-Sprenger-Preis ausgezeichnet.

Ein Totschlag in Mecklenburg, unmotiviert, nie aufgeklärt, ist der Auslöser für den ungewöhnlichen Weg des jungen Täters. Bastian (Lukas Steltner) findet Anschluss bei einer Gruppe von Burschen in merkwürdiger Kluft, die eine verschrobene Sprache sprechen und nach strengen Ritualen leben.

Alles außer Kitsch

"Das Leben der Wanderburschen ist ein absolutes Geheimnis in Deutschland. Das besitzt noch eine genuine Originalität in einer Welt, die vom Internet durchleuchtet ist", erklärt Benjamin Reding. Kameramann Axel Henschel dekliniert zwischen Farbkaskaden, trübem Dunst und harten Schwarzweiß-Kontrasten die Stimmungslandschaften durch - alles außer Kitsch, wie Dominik Reding betont: "Das Bild vom Wandergesellen, der dem Sonnenuntergang entgegen wandert, wollten wir nicht zeigen. Denn Wanderschaft ist aufreibend, und die Menschen, die das drei Jahre lang durchmachen, sind danach ausgebrannt!"

Die Spuren dieser Strapazen verändern auch das Jungen-Gesicht des Betonbauers Bastian, der sich seine Probezeit an der Seite eines Steinmetzgesellen erwandert. Festus, ein Bursche wie von einem fremden Planeten und doch geerdet, fand in Sascha Reimann (alias Ferris MC) einen wunderbar verschrobenen Protagonisten zwischen Straßenkompetenz und Unbeholfenheit. Beide Hauptdarsteller sind Leinwand-Debütanten: ein Ex-Rapper und ein Breakdancer. Für die Zwillinge gab es bei der Auswahl ihrer Darsteller nur ein Kriterium: "Glauben wir, was wir da sehen? Spüre ich da einen Menschen, der vier Jahre lang auf der Straße gelebt hat?".

Das Motiv der Wanderschaft haben die Redings mit einer Büßertour gekoppelt, die als Flucht begann. "Ethik" heißt das Schlüsselwort. Wenn sich das kreative Zwillingspaar aber weiterhin treu bleibt, nimmt man die langen Wartezeiten im Stillen hin.

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Ricarda Schrader/DPA

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