Die meisten Liebeskomödien enden ganz in Weiß. Mit dem Jawort der strahlenden Braut geht es dagegen in der Komödie "Nach 7 Tagen - Ausgeflittert" erst richtig los. Als die ranke Schönheit Lila nach der Trauung ihrem frischgebackenen Gatten Eddie ihre kugelrunde Mutter vorstellt und anmerkt, dass sie Mamas einstiges Hochzeitskleid trage, schwant dem Bräutigam Böses. Und schon auf der Fahrt in die Flitterwochen nach Mexiko geht es rasant abwärts mit dem jungen Glück. Nicht die beleibte Schwiegermutter oder deren Gene sind hier das Thema - über dicke Menschen haben sich die bösen Farrelly-Brüder schon in "Schwer verliebt" lustig gemacht und auch schon über siamesische Zwillinge, Behinderte, Schizophrene, Dummbeutel, Amish-People und Amputierte. Klassisch geworden ist eine Szene aus ihrer Erfolgskomödie "Verrückt nach Mary", in der die liebreizende Mary Sperma als Haargel missversteht.
Folglich wäre es unklug, in der neuen Farrelly-Komödie, einem losen Remake einer Komödie aus den frühen Siebzigern, mehr als unappetitlichen Humor mit der Brechstange zu erwarten. Und dennoch ist der Flitterwochen-Albtraum zunächst ein trefflicher Kommentar zur Situation von Singles, die andauernd gefragt werden, wann es denn bei ihnen endlich so weit sei. Anfangs nämlich ist der 40-jährige Single Eddie gar nicht unzufrieden mit seinem unbeweibten Dasein, muss sich jedoch von Kumpeln, Vater und während seines Besuchs der Hochzeit seiner Exfreundin allerhand demütigende Bemerkungen anhören. Als ihm die Traumfrau Lila über den Weg läuft, nötigt ihn jeder zur Ehe. Zwar ist die Blondine zu hübsch und nett, um wahr zu sein, doch Eddies Torschlusspanik hindert ihn daran, sie vor der überstürzten Hochzeit näher kennen zu lernen.
Die Traumfrau wird zum Albtraum
Und tatsächlich übt Lila, die entfernt Cameron "Mary" Diaz ähnelt, süße Rache an jenem Ideal der naiv-engelhaften Blondine, das gerade die Farrellys so oft vorführten. Im Auto grölt sie stundenlang jeden Radioschlager mit, sie quält Eddie mit akrobatischem Hochleistungssex und entpuppt sich als derangierte und zickige Person, die zudem hoch verschuldet ist. Als die Nervensäge sich durch einen Sonnenbrand tagelang selbst außer Gefecht setzt, verliebt sich Eddie prompt in die patente Miranda, die mit ihrer etwas dumpfbackigen Südstaaten-Sippe zum Familientreffen im Hotel weilt. Wie gehabt blödeln die geschmacksresistenten Farrellys, denen nichts Menschliches fremd ist, beherzt drauf los. Die Witze gehen zunächst auf Kosten Lilas, die jubelnd furzt, durch ihre von Kokain perforierte Nase Fleischstückchen hustet, und an Stellen gepierct ist, die vor den Farrellys noch nie jemand im Mainstream-Kino gezeigt hat. Doch es ist wenig glaubhaft, das einer wie Eddie die Katze im Sack kauft. Und es wird im weiteren Verlauf auch zum Problem, dass das vermeintliche Opfer mit seiner gequälten Höflichkeit und Konfliktscheu bald nicht viel sympathischer als Lila wirkt und schließlich von einer Schwindelei zum nächsten Missverständnis selbst wie ein Psychopath daherkommt.
Grenzwertiger Humor
Bald erscheint der Klamauk mit seinen krassen Nebenfiguren wie notgeilen Mexikanern, Eddies ultravulgärem Vater (gespielt von Stillers Vater Jerry) und seinem von der Ehefrau versklavten Kumpel wie ein Fast-Food-Service, der Pizza, Chicken Curry, Nachos und Hamburger im Angebot hat - und nichts davon richtig mundet. Ratlos macht vor allem das bitterbös-satirische letzte Filmviertel, in dem Eddie von Mexiko aus verzweifelt versucht, in die USA einzureisen und, mit grenzwertigem Brutal-Slapstick, die Qualen der illegalen Einwanderer vorführt. Dass die Komödie nicht als Film fürs erste Rendezvous geeignet ist, dürfte zumindest klar sein - es sei denn, man will jemand beizeiten vergraulen.
Birgit Roschy/DPA