"The Office"-Star Gervais im Kino Ein Lügner unter Lügenlosen

Wie würde die Welt aussehen, wenn es keine Lügen gäbe? Wenn alle Menschen von Natur aus nichts anderes als die Wahrheit sagen könnten? Der britische Komödiant Ricky Gervais wagt sich in "Lügen macht erfinderisch" an das Gedankenexperiment.

Die Nicht-Existenz von Lügen hat in der Filmwelt ungeahnte Konsequenzen: So heißt ein Altersheim offiziell "Trauriger Ort für hoffnungslose alte Menschen". In der Fernsehwerbung wird Cola ganz offen als "braunes Zuckerwasser" angepriesen. Und weil es in einer Lügenfreien Welt auch keinerlei Fiktion gibt, kommen im Kino nur langweilige Geschichtsdokumentationen.

Doch alles das ändert sich, als im Gehirn eines glücklosen Drehbuchautors plötzlich die Lüge geboren wird. "Ich habe etwas gesagt, das nicht wahr ist", erzählt Ricky Gervais - berühmt geworden durch die Serie "The Office" - alias Mark Bellison völlig ungläubig einem Freund, nachdem das Lügen plötzlich über ihn gekommen ist. Der versteht nur Bahnhof. Mark bleibt von da an der einzige Mensch auf der Welt mit der Fähigkeit zum Lügen - und kann ab sofort jedem praktisch alles erzählen. Natürlich ändert sich sein Leben radikal.

Aus dem Verlierertyp wird ein Millionenschwerer Prophet. Als seine Mutter im Sterben liegt, erfindet er zum Trost für sie ein Bild vom Leben nach dem Tod. Dort werde sie glücklich sein und ein eigenes Haus haben - alles geliefert von einem "Mann im Himmel". Als die Welt von der Geschichte hört, ist eine neue Religion geboren.

Der mehrfach ausgezeichnete britische Komiker Gervais spielt nicht nur die Hauptrolle in "Lügen macht erfinderisch", zusammen mit Matthew Robinson hat er auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Das Ergebnis: Gute Unterhaltung und viele Ideen zum Nach- und Weiterdenken. Doch während der Film zunächst vor verrückten und witzigen Einfällen nur so sprüht, driftet er gegen Ende in eine romantische Komödie ab.

Denn weder Geld noch Ruhm machen Mark glücklich. Zur Vollkommenheit fehlt die schöne Anna, gespielt von Jennifer Garner. Die aber will statt des pummeligen Durchschnittstyps Mark lieber einen genetischen Überflieger, der ihr schöne und erfolgreiche Kinder garantiert. So ein Pech, dass Mark ausgerechnet vor Anna kaum eine Lüge über die Lippen bringt.

In den USA und Großbritannien lief der Film bereits im vergangenen Herbst und die Kritiker waren sich meist einig: In seiner zweiten großen Rolle in einem Hollywood-Film nach "Wen die Geister lieben" kann Gervais zwar nicht immer überzeugen. Insgesamt aber hat er einen liebenswerten Film gemacht.

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Britta Gürke, DPA

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