Ausgerechnet auf dem platten Land, wo der Tag mit dem Dienst an den Schweinen beginnt und das Nieselwetter nicht enden will, gab die Bayerin Maria Furtwängler im April 2002 ihren Einstand als Tatort-Kommissarin. Seitdem ermittelt die Schauspielerin aus München als Charlotte Lindholm für das Landeskriminalamt Niedersachsen. Doch trotz der ungewohnten Umgebung, über das Angebot, als "Tatort"-Frontfrau zu agieren, hat Furtwängler nicht lange nachdenken müssen. "Das ist einfach eine Herausforderung", sagt sie.
Mit unkonventionellen Methoden das Schweigen brechen
Und was das genau bedeutet, als Charlotte Lindholm zwischen Mistgabeln und Kühen nach Spuren zu suchen, erfuhr Furtwängler gleich bei ihrem ersten Fall: Ein Giftmord an Bäcker Knauf verschlägt die Kommissarin ins Dörfchen Lastrum. Dort trifft sie auf eine verschworene Bauernschaft, die Fremden gegenüber schon aus Prinzip feindselig begegnet und so zwangsläufig die vietnamesische Witwe des Ermordeten verdächtigt. Bis die Kommissarin den wahren Täter entlarvt, muss sie zunächst eine Mauer des Schweigens durchbrechen. Dazu nutzt Lindholm zum Teil unkonventionelle Ermittlungsmethoden. "In einer Szene habe ich mich etwa in dem Dorffrisiersalon als Kundin eingeschlichen, um mit den Frauen zu tratschen. Eine Sturmfrisur war da vorprogrammiert", erzält Furtwängler von ihrer Arbeit.
Solche Methoden bleiben ihren "Tatort"-Kollegen aus den deutschen Großstädten dagegen meist erspart. "Lindholm ermittelt anders als die übrigen "Tatort"-Kommissare ausschließlich auf dem Land und muss sich gegen eingeschworene Dorfgemeinschaften durchsetzen", erklärt Regisseur Thomas Jauch das sehr spezielle Konzept des Niedersachsen-Krimis. Lindholms Partner sind dementsprechend meist engstirnige Dorfpolizisten, die mit Großstadtmethoden wenig am Hut haben.
Viel Krimi, wenig Privates
Der Hannover-"Tatort" hat aber noch eine weitere Eigenheit. Im Gegensatz zu den meisten ihrer TV-Kollegen bleibt das Privatleben der legeren Kommissarin weitgehend außen vor. Ihre "Familie" ist ein penibler Krimiautor (Ingo Naujoks), der mit ihr die Wohnung und das Interesse an verzwickten Fällen teilt. "Die Krimihandlung wird so nicht mit Privatem überladen", glaubt Furtwängler.
Gelegenheit zu einem eigenen Privatleben bekam Furtwängler erstmals in der Folge "Märchenwald". Auf der Suche nach dem Mörder eines unbekannten jungen Mannes trifft sie auf Tobias Endres, einen Staatssekretär des Inneministerium, der von dem charismatischen Hannes Jaenicke dargestellt wird. Die anfängliche Antipathie zwischen den beiden schlägt schnell um und es kommt wie es kommen muss: Der Staatssekretär und die Kommissarin landen zusammen im Hotelbett.
Doch die ARD kündigt schon früh an: Das Dreier-Leben zwischen Mitbewohner und Geliebten wird für Maria Furtwängler nicht von Dauer sein. In "Dunkle Wege" ist sie zwar noch zusammen mit ihrem WG-Gefährten Ingo Naujoks und Liebhaber Hannes Jaenicke zu sehen, und auch im darauf folgenden Film tauchen sie noch auf. Danach soll aber mit der Dreierkonstellation endgültig Schluss sein. Wer von den beiden Männern ausscheidet, ließ der zuständige Norddeutsche Rundfunk allerdings noch offen. In jedem Fall wurde ein Klischee widerlegt: Auf dem Land gibt es weit mehr als Kühe und Mistgabeln.