Evelyn Hamann "Dann eben nicht pummelig"

Als Idealbesetzung neben Vicco von Bülow war sie eigentlich nicht geeignet, es sei denn sie esse mehrere Wochen täglich Schweinshaxe. Evelyn Hamann tat es nicht - und 30 Jahre später sieht sie ihre Begegnung mit Loriot als "Geschenk des Himmels."

"Dann eben nicht pummelig", sagte Loriot und engagierte die schlanke Evelyn Hamann als Partnerin für seine geplante Sketch-Serie. Ihm hatte eigentlich eine kleine und dickere Kollegin vorgeschwebt, und er fragte sie: "Liebe Frau Hamann, wenn Sie auf unsere Kosten mehrere Wochen täglich Schweinshaxen essen, meinen Sie, Sie werden dann fülliger?" Die Begegnung markiert den Beginn eines der größten deutschen Fernseherfolge. "Das war 1975", erinnert sich die 62-jährige Hamburgerin an das denkwürdige Vorstellungsgespräch. Bald darauf, am 8. März 1976, lief die erste Sendung mit dem schlichten Titel "Loriot I".

Ausgezeichnete Wandlungsfähigkeit

Bis dahin war Evelyn Hamann Theaterschauspielerin und arbeitete bei Radio Bremen. Dort hatte Vicco von Bülow die Empfehlung erhalten, sich die schlanke Dame anzusehen, auch wenn er für die Rolle "eine kleine, etwas fülligere, blonde Hausfrau" suchte. Als "Geschenk des Himmels" bezeichnet die Schauspielerin ihre Entdeckung. Bei den Loriot-Sketchen habe sie von Loriot jene Detailversessenheit gelernt, die für wirkliche Komik unerlässlich sei.

Auch Komik kommt von Können

Damit gelang ihr der berühmte, tödlich komische Ernst auf ihrem Gesicht beim Nudel-Sketch oder bei der Verführungsszene zwischen Chef und Sekretärin mit der Haarklemme zwischen den Zähnen. "Die Schauspielerei heißt nicht umsonst Schauspielkunst", sagt die Tochter eines NDR-Sinfonikers und einer Sängerin: "Wenn jemand eine Bach-Sonate spielt, hört man schließlich auch jeden kleinsten Fehler." Die sechs "Loriot"-Sendungen (1976 bis 1979) wurden zu Fernsehklassikern; die Fans hofften immer wieder auf eine Fortsetzung.

Bis heute pflegt sie eine besondere Freundschaft mit ihrem Entdecker, dem sie auch in den Kinofilmen "Ödipussi" und "Pappa ante Portas" zur Seite stand. Man spürt ihren Unwillen, wenn sie in kurzen Worten beschreiben soll, welchen Einfluss er auf sie hatte: "Da müsste ich doch stundenlang erzählen, um ihm gerecht zu werden."

Das Fernsehen gab und gibt Evelyn Hamann zur Freude des Publikums viel Gelegenheit, ihre unter anderem mit zwei Goldenen Kameras ausgezeichnete Wandlungsfähigkeit zu zeigen: in der "Schwarzwaldklinik", auf dem "Traumschiff", beim "Landarzt", im "Tatort" und im ZDF-Special "Evelyn und die Männer".

Derzeit dreht die ARD in Hamburg eine neue Staffel der Serie "Adelheid und ihre Mörder", die ein Stammpublikum von rund sechs Millionen Zuschauern vor den Fernseher lockt. Die neue Staffel soll von Oktober an immer dienstags um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden.

Michael Carlin/AP AP

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