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Frauen im Film "Ziemlich verstörend": Jessica Chastain schimpft über Cannes-Filme

Jessica Chastain
Jessica Chastain war Mitglied der Jury in Cannes
© Picture Alliance
Es gilt als das renommierteste Filmfestival der Welt, doch die Streifen in Cannes haben Jury-Mitglied Jessica Chastain nicht überzeugt. Die Hollywood-Schauspielerin kritisierte das vorhandene Frauenbild stark.

Nach 20 Filmen in zehn Tagen ist Jessica Chastain vor allem eines: verärgert. Die amerikanische Schauspielerin durfte bei den renommierten Filmfestspielen in Cannes dieses Jahr in der Jury teilnehmen, setzte sich stundenlang ins Kino, um die Wettbewerbs-Filme zu bewerten. Ihre Bilanz fiel auf der Abschluss-Pressekonferenz vernichtend aus. Sie sei überrascht davon, wie weibliche Charaktere im Film dargestellt wurden, sagte die 40-Jährige.

"Es war das erste Mal, dass ich 20 Filme in zehn Tagen gesehen habe und ich liebe Filme einfach. Aber was mir von dieser Erfahrung wirklich im Gedächtnis bleibt ist, wie die Welt Frauen sieht - basierend auf den weiblichen Rollen. Um ehrlich zu sein, war das ziemlich verstörend für mich", sagte Chastain. Sie hoffe, dass, wenn mehr weibliche Filmemacher im Festival berücksichtigt werden, auch mehr Frauenfiguren vorkommen, die sie aus ihrem Alltag kenne. "Frauen, die proaktiv sind, ein Ziel haben und nicht nur auf die Männer um sie herum reagieren", sagte Chastain.

Die Filmbranche wird von Männern dominiert

Passend dazu machte das Filmfestival in Cannes auch mit dem Preis für die beste Regie Schlagzeilen. Der ging in diesem Jahr zwar an Sofia Coppola für "The Beguiled" und damit an eine Frau - sie ist jedoch erst die zweite Frau in der 70 Jahre alten Geschichte des Festivals, die diese Auszeichnung bekommt. Zuletzt und bisher als einzige Frau hatte 1966 Yuliya Solntseva die Trophäe erhalten.

Generell gilt die Filmbranche als stark von Männern dominiert, weibliche Regisseurinen und Drehbuchautorinnen sind immer noch die Ausnahme. Immerhin: In Hollywood wird über das Thema mittlerweile offen gesprochen. Neben Chastain haben sich in letzter Zeit auch andere Schauspielerinnen zu Wort gemeldet, die mit dem Status Quo nicht einverstanden sind.

Nicht nur Jessica Chastain will realistischere Frauenfiguren sehen

So sprach Anne Hathaway kürzlich über ihre eigenen Vorurteile gegenüber Regisseurinnen, und Natalie Portman und Jennifer Lawrence machten öffentlich, dass ihre männlichen Kollegen deutlich mehr verdienen als sie - wohlgemerkt in Filmen, in denen sie Hauptrollen übernahmen. In Cannes betonte auch die deutsche Regisseurin Maren Ade ("Toni Erdmann"), dass es mehr Chancen für Frauen im Film geben müsse. Genau deshalb sagt auch Jessica Chastain jetzt: "Ich glaube daran, dass man realistischere weibliche Rollen bekommt, wenn man weibliche Geschichtenerzähler hat."

sst

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