Jane Russell Hollywoods Busenstar wird 85

Zuerst gewann sie einen Wettbewerb um den "besten Busen Amerikas", dann sorgte ihre üppige Oberweite für einen handfesten Skandal in der Filmwelt: An ihrem 85. Geburtstag kann Jane Russell auf eine bewegte Karriere zurückblicken.

Das Alter wird in Hollywood gerne nach unten korrigiert, aber die Ankündigung - "und nun kommt eine junge Lady namens Jane Russell auf die Bühne" - ist um rund ein halbes Jahrhundert geschmeichelt. Der Show-Conférencier im kalifornischen Santa Maria hat aber nicht ganz Unrecht. Die frühere Sex-Göttin Hollywoods steigt immer noch auf die Bühne, wenn auch etwas langsamer, mit Hörgerät und silbergrauen Haaren. Am 21. Juni wird Russell 85 Jahre alt. Trat sie einst mit Marilyn Monroe, Frank Sinatra und Clark Gable auf, so greift sie nun in der Show-Revue "The Swinging Forties" mit anderen Senioren am ersten und dritten Freitag des Monats zum Mikrofon. Mit üppigen Kurven im türkisen Abendkleid ist sie immer noch die "flotte, kecke Jane Russell vergangener Jahre", schwärmte unlängst die "Los Angeles Times".

Nach dem Tod ihres dritten Ehemanns 1999 verschlug es Russell zu ihrem jüngsten Sohn nach Santa Maria, einem verschlafenen Städtchen weitab von Hollywood, das erst durch den Michael-Jackson-Prozess auf die Landkarte kam. "Hier leben Rancher und Western-Typen, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen", meint der frühere Star. "Die sagen, was sie denken und geben nichts auf Ruhm."

Ärger mit den Zensurbehörden

Russell war 18 Jahre, arbeite in einer Zahnarztpraxis und nebenbei als Model, als sie 1939 über Nacht berühmt wurde. Und dies hatte zwei schwergewichtige Gründe. Die schwarzhaarige Schönheit gewann den schlagzeilenträchtigen Wettbewerb des exzentrischen Multimillionärs Howard Hughes um den "besten Busen Amerikas". Die üppige Oberweite brachte ihr prompt die erste Filmrolle ein, als Halbblut Rio in dem Western "Outlaw" ("Geächtet"). Damit war 1943 der "Busenstar von Hollywood" geboren. Doch Hughes war mit der Kamera so tief in den Ausschnitt gefahren, dass die Zensurbehörde eingriff. "Der Busen von Jane Russell hängt über dem Film wie eine Gewitterwolke über der Landschaft", sagte ein Richter in Baltimore während der jahrelangen Auseinandersetzungen darüber, ob er öffentlich gezeigt werden dürfe.

Erst sechs Jahre später kam der Streifen offiziell in die Kinos. Doch freizügige Fotos, die Hollywood geschickt vermarktet hatte, machten aus Russell einen Star, lange bevor ihr erster Film zu sehen war. Pin-up-Fotos zierten die Spinde der GIs im Zweiten Weltkrieg. Soldaten in Korea tauften zwei umkämpfte Hügel auf den Namen "Russell Hills". Über die "widerliche" Vermarktung ihrer weiblichen Attribute regt sich die erzkonservative Republikanerin und strenggläubige Katholikin, die gerne über Hollywoods Sittenverfall lamentiert, heute noch auf. Zu ihrer Verteidigung zog sie immer wieder den kecken Spruch "Auch Christen können große Titten haben" heran.

Erfolg an der Seite von Marilyn Monroe

Ihren größten Filmerfolg feierte Russell an der Seite von Hollywoods blonder Sexbombe Marilyn Monroe. In Howard Hawks' "Blondinen bevorzugt" (1953) spielt sie die verlässliche Freundin Dorothy neben der naiven, männerhungrigen Lorelei. Ein optisch explosiveres weibliches Duo als die brünette Russell und die blonde Monroe hat Hollywood später nie mehr aufbieten können Zuvor zeigte sie bereits als Wildwestheldin Calamity Jane in der Western-Parodie "The Paleface" Stärke und Souveränität. In "Ein Satansweib" und "Macao" glänzte sie an Robert Mitchums Seite durch ihren trockenen Humor. Als feurige Zigeunerin ("Feuer im Blut") und rassige Viehtreiberin in "Drei Rivalen" zog sie in den 50er Jahren über die Leinwand. Doch mit der Komödie "Traum in Pink" ging ihre Hollywoodlaufbahn schon 1957 dem Ende zu.

Sie wechselte ans Mikrofon und stand in Las Vegas als Sängerin auf der Bühne. Als 50-Jährige trat sie am Broadway in New York noch in Musicals auf und zeigte sich in einer Büstenhalterwerbung im Fernsehen lächelnd als "Mädchen mit voller Figur". Ein wenig trauert sie den 40er Jahren nach, bekannte Russel unlängst bei einem Auftritt in Santa Maria. Das einstige Sexsymbol hat so ziemlich alle überlebt, die mit ihr vor der Kamera gestanden haben. Jane Russell wird in der Filmgeschichte einen Platz sicher haben als der erste weibliche Star, der seinen Ruhm einem sehr großzügigen Geschenk der Natur verdankte - und einem legendären Lebemann, der sie zum Star machte. Die alte Dame im kalifornischen Santa Barbara wird damit wohl längst ihren Frieden gemacht haben.

DPA/AP

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