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Netflix-Film "Biking Borders" Mit dem Fahrrad nach Peking: 15.000 Kilometer für einen guten Zweck

Nono Konopka und Max Jabs
Nono Konopka (l.) und Max Jabs bei ihrer Ankunft in Peking.
© Netflix
Nono Konopka ist zusammen mit seinem Freund Max Jabs mit dem Fahrrad von Berlin bis nach Peking gefahren. Dabei sammeln die beiden Spenden für eine Schule in Guatemala. Im stern-Interview berichtet Konopka von seinen Erlebnissen auf der Reise.
Von Carlotta Vorbrüggen
Herr Konopka, was muss eine Freundschaft für so eine Reise mitbringen?
Man muss sich ergänzen. Wir sagen immer: Wenn ich alleine gefahren wäre, wäre ich nicht angekommen und wenn Max alleine gefahren wäre, wäre er zwar angekommen, aber niemand würde es wissen.
In dem Film sieht man Sie nicht einmal streiten. Wie geht das?
Weil wir die Reise nicht aus schierer Wanderlust gemacht haben. Uns hat ein Ziel vereint. Etwas, das so bedeutend ist, dass es über unseren Befindlichkeiten steht. Dadurch kann man sich besser mit Dingen arrangieren.
Wie zum Beispiel mit dem ungeliebten Fahrradfahren?
Genau. Max und ich haben während des Studiums knapp eineinhalb Kilometer von der Uni entfernt gewohnt. Doch anstatt drei Minuten mit dem Rad zu fahren, sind wir jedes Mal 25 Minuten gelaufen. Wir konnten Radfahren nicht wirklich ausstehen.
Also sind Sie völlig untrainiert aufs Rad gestiegen. Macht der Körper das mit?
Natürlich tut einem gerade am Anfang alles weh. Aber es war nie so, wie alle gesagt haben, dass man nicht mehr laufen kann. Irgendwann gewöhnt man sich an alles.
Buch "Lektionen für ein richtig gutes Leben"
Das Buch von Nono Konopka ist unter dem Titel "Lektionen für ein richtig gutes Leben" erschienen
© Kailash Verlag
Auch an das draußen schlafen? Mit Wölfen und Bären?
Ohne ist es auf jeden Fall entspannter. In Ostdeutschland sind Wölfe um unser Zelt gestrichen. Wir sind dann wagemutig zu unseren Rädern gelaufen und haben geklingelt. Hat die Wölfe leider wenig beeindruckt. In dem Film kann man gut sehen, wie die Wolfsaugen nur weniger Meter von uns entfernt glühen. Mehr als neugierig waren die Wölfe aber nicht. Auch der bosnische Bär war gnädig mit uns. Nachdem er unsere Reste vom Abendbrot vertilgt hatte, hat er sich aus dem Staub gemacht.
Hatten Sie keine Angst?
Doch, riesige! Erst hatte ich gehofft, es sei ein Wildschwein. Doch die Schritte waren so laut. Wahnsinn, wie viel Krach ein Bär macht, wenn er einfach nur läuft. Als der Bär weg war, sind wir zur Straße gelaufen und haben dort gewartet, bis es hell wird.
Nono und Max machen eine Pause
Nono und Max machen eine Pause
© Netflix
Der Iran hat Sie am meisten überrascht. Wieso?
Weil hier die Diskrepanz zwischen der allgemeinen Wahrnehmung im Westen und der Wirklichkeit am größten war.
Besonders die Begegnung mit Fahrdi und Aylahat Ihre Sicht auf die Dinge verändert. Haben Sie seitdem weniger Verständnis für unzufriedene Menschen in Deutschland?
Der Iran ist für mich pure Gastfreundschaft. Selbst wenn die Menschen oft wenig haben, sie teilen alles. Genau wie in der Türkei, in Kirgistan und in Albanien. Trotzdem habe ich nicht weniger Verständnis für unzufriedene Menschen. Auch für mich ist es manchmal schwierig, mich in diese Situation zurückzuversetzen und die kleinsten Dinge zu schätzen.
Nicht nur der Iran, sondern die komplette Reise hat in vielerlei Hinsicht Ihren Blick auf die Dinge beeinflusst. In einem Buch haben Sie Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aufgearbeitet. Worum geht es darin?
Um die Frage, ob das Leben, das wir führen, ein gutes Leben ist.
Und darauf können Sie eine Antwort geben?
Die Lektionen in meinem Buch können jedem helfen, das selbst herauszufinden. Während der Reise hatte ich viel Zeit mich zu langweilen. Wenn man tagelang nur geradeaus fährt, hat man keine Möglichkeit sich abzulenken. Man ist alleine mit seinen Gedanken. Ich habe viel darüber nachgedacht, ob das Leben was ich führe mich erfüllt und was ich dafür tun muss, zufrieden zu sein. Ich habe den Mut zur Veränderung gefunden.
Netflix Dokumentation "Our Planet" zeigt die ganze Schönheit unseres Planeten
Und was haben Sie nach der Reise verändert?
Ich weiß Zeit besser einzuschätzen. Ich setze meine Prioritäten so, dass ich mehr Zeit habe für die wirklich wichtigen Dinge. Dazu gehören Familie, Freunde und Herzensprojekte.
Eines dieser Herzensprojekte ist der Podcast, den Sie seit der Rückkehr produzieren. Worum geht es?
Ich spreche mit Menschen, die in meinen Augen sehr erfolgreichen sind, über das Leben. Über Träume, Ziele, Ängste und den Sinn des Lebens. Und ich habe festgestellt, egal ob Unternehmer*in, Profisportler*in oder berühmte Schauspieler*In, alle haben sich die Fragen gestellt, um die es in meinem Buch geht. Mache ich das Richtige? Bin ich glücklich? Was wünsche ich mir vom Leben?
Nicht jeder hat die Zeit, 267 auf dem Rad zu sitzen. Was wäre der eine Tipp für den richtigen Weg raus aus der Unzufriedenheit?

Es ist völlig irrelevant, ob man dafür eine Reise mit dem Fahrrad macht oder einfach Dinge im Alltag tut, die neu sind und die Überwindung kosten. Mein Tipp: Wer Veränderung möchte, muss seine Komfortzone verlassen und Dinge tun, für die man sich überwinden muss. Das kann zum Beispiel auch sein, jemand völlig fremdes anzusprechen. 

Eine solche Reise, all diese Erfahrungen und Ihre persönliche Entwicklung können einsam machen. Konnten Sie an bestehende Beziehungen nach Ihrer Rückkehr einfach anknüpfen?
Thilo Mischke hat das für mich perfekt in Worte gefasst. Er sagt, dass man erfahrenes Wissen nur weitergeben kann, wenn man es aufarbeitet, zum Beispiel in einem Film. Thilo probiert gar nicht erst Leuten zu erklären, wie es ist, mit einem irakischen Kämpfer zu sprechen. Und das kenne ich gut von mir. Wenn mich Freunde fragen: Und wie war die Reise? Dann kommen mir natürlich Tausende Emotionen, Bilder und Menschen in den Sinn und ich weiß nicht, wo ich anfangen könnte. Reisende, die ihre Erlebnisse nicht aufarbeiten, können sehr einsam sein.
In einem Satz, Nono Konopka vor und Nono Konopka nach der Reise. Was hat sich verändert?
Auf der Reise habe ich jeden Tag gemerkt, dass, wenn man eine Sache wirklich will, dass man in dem Moment dafür ganz viele Sachen tun muss, die man oft nicht will.

Der Film "Biking Borders. Eine etwas andere Reise" ist bei Netflix zu sehen. 

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