Robert Redford im Interview "Ich habe Angst vor dem Meer"

Im Kinofilm "All Is Lost" kämpft Robert Redford auf offener See ums Überleben. Mit stern.de sprach der 77-Jährige über seine Ängste und verriet, warum er selbst um sein Leben bangte.

Allein auf weiter See in einem Segelboot. Plötzlich ein Knall, ein Knirschen, ein Zusammenstoß mit einem Container. So beginnt der Kampf ums Überleben für Robert Redford in seinem neuen Film "All Is Lost". Weltweit sind die Kritiker begeistert von dem spannenden Ein-Mann-Stück. Redford gilt als Oscar-Kandidat. stern.de traf den 77-Jährigen zum Interview in New York.

Herr Redford, Ihr neuer Film "All Is Lost" ist mehr als nur ein Kampf des Mannes gegen die Natur.


Ja. Es ist ein Kampf ums Überleben. Ein existenzieller Kampf, der zeigt, wozu Körper und Geist fähig sind, wenn Unmenschliches verlangt wird.

Sie sind der einzige Darsteller in diesem Film. War das eine zusätzliche Herausforderung?


Ja. Und ich habe es geliebt. Die Filmindustrie hat sich in den letzten Jahren extrem verändert. Alles dreht sich nur noch um Special Effects, um Action und Superhelden. Diese Geschichte war so pur und so simpel und doch hochkomplex und schwierig umzusetzen.

Warum haben Sie diesen Film zum jetzigen Zeitpunkt Ihrer Karriere gemacht?


Es passte einfach in meinen Lebenslauf. Ich bin ein Mensch, der heute gern mal allein ist, der die einfachen Dinge im Leben genießt. Außerdem interessiert mich die Frage, wie Menschen reagieren, wenn sie an einem Punkt im Leben ankommen, wo sie glauben, alles sei verloren. Geben sie auf? Kämpfen sie?

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"All Is Lost"

Was sind Sie für ein Mensch?
Ein Kämpfer. Aufgeben war niemals eine Option für mich. Aber ich bin auch ein Mensch, der seine Handlungen reflektiert. Wilder Aktionismus ist nicht mein Ding.

Woher nimmt der Mann, den Sie in "All Is Lost" spielen, die Kraft, weiterzumachen?


Ich glaube, dass er weiterkämpft, weil er Angst hat, seinen Verstand zu verlieren. Und das ist doch auch eine Antwort für unser aller Leben, oder? Oftmals, wenn wir große Angst im Leben haben, verlieren wir die Kontrolle, gefrieren förmlich. Wenn du eine Aufgabe hast - wie zum Beispiel den Kampf gegen die Natur fortzuführen - dann verhinderst du diesen Schockzustand.

Waren Sie schon einmal in einer Situation, in der es ums Überleben ging?


Ja. Ich war auf einem Flug von Santa Fee nach Santa Rosa in Kalifornien. Und plötzlich fielen beide Maschinen aus. Für neun Minuten!

Wie haben Sie reagiert?


Mir gingen verschieden Fragen durch den Kopf: Wo wird das Flugzeug abstürzen? Wie fühlt sich der Aufprall an? Werden wir überleben?

Sie hatten keine Todesangst?


Nicht wirklich. Vielleicht bin ich zu analytisch. Ich konnte an der Situation ja nichts ändern.

Wie hat sich die Situation geklärt?


Die Maschinen sprangen plötzlich wieder an und wir konnten sicher landen. Es war eine wirklich surreale Erfahrung.

Wovor haben Sie Angst?
Vor dem Meer. Wenn du mitten im Ozean schipperst oder tauchen gehst, dann ist diese grenzenlose Weite des Wassers schon recht beeindruckend und kann Angst einflößen.

Sind Sie auch privat Segler?


Ich segele ein bisschen. Ich bin ja in Los Angeles direkt am Meer großgeworden. Da hab ich viel Zeit im Wasser verbracht. Ich war ein Surfer, Schwimmer und hab auch Zeit auf Segelbooten verbracht. Aber niemals allein und niemals so weit draußen bei einem solchen Sturm.

"All Is Lost" gilt als heißer Oscar-Kandidat. Interessieren Sie solche Ehrungen noch?


Nicht wirklich. Ich hoffe einfach, dass sich viele Menschen den Film anschauen. Mehr nicht. Es ging mir in meinem Leben immer um die Arbeit, nicht um die Partys und die Preise. Das überlasse ich anderen.

Interview: Frank Siering

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