Friedrich Schoenfelder Eine Salon-Erscheinung des Theaters

Der Gentleman war seine Paraderolle. Friedrich Schoenfelders Karriere reichte von Gustaf Gründgens über Edgar Wallace bis zum Otto-Film. Sonntagabend ist er im Alter von 94 Jahren in Berlin verstorben.

Friedrich Schoenfelder war ein Kavalier der alten Schule, auf der Bühne und der Leinwand, aber auch im Leben. Er war ein Grandseigneur der Bühnenkunst und einer der beliebtesten deutschen Gentleman-Schauspieler des vergangenen Jahrhunderts. Zu seinen berühmten Rollen gehörten der Professor Higgins und der Oberst Pickering in dem Musical "My Fair Lady". Am Sonntagabend ist Schoenfelder im Alter von 94 Jahren in Berlin gestorben - "friedlich im Kreise seiner Familie", wie seine Agentin mitteilte. "Wir sind sehr traurig."

Dem Mann mit den schneeweißen Haaren, dem Menjou-Bärtchen und der markant-sonoren Stimme waren die Paraderollen als Kavalier auf den Leib geschrieben. Als distinguierter Herr gehörte er zu dem in seinem Gewerbe aussterbenden klassischen Typ einer Salon-Erscheinung mit Noblesse vom Scheitel bis zur Sohle.

Mit seinem typisch selbstironischen Humor und Berliner Augenzwinkern nannte Schoenfelder die Theaterrollen für ältere Herren auch Rollen für "alte Säcke", oder "wenn das Wort nicht gefällt - für alte Zausel", meinte er einmal im Interview. "Dabei bin ich privat ein ganz normaler Doofkopp."

Typisch für ihn war zum Beispiel 1987 die Titelrolle in Curth Flatows Lustspiel "Romeo mit grauen Schläfen". Er war wie so mancher aus seiner Generation ein altes Zirkuspferd, das auch nach überstandenem Oberschenkelhalsbruch pünktlich zur Premiere wieder auf der Bühne stand - wie Ende 2006 im Berliner Renaissance-Theater.

Geboren wurde Schoenfelder am 17. Oktober 1916 in Sorau in der Niederlausitz (heute Polen). Er wuchs in Frankfurt/Oder und Berlin auf. Auf den Berliner Bühnen war der Spandauer schon seit den 50er Jahren zu Hause. Auf Gastspielen war er an vielen anderen deutschsprachigen Bühnen gern gesehen - natürlich in seinem Fach klassisch besetzt. Dabei hätte er gerne andere Partien übernommen. "Ich kriege aber immer 'ne gut aussehende Rolle, und bei Herrn Shakespeare sind es die langweiligen doofen Herzöge, die ich spielen muss."

Schoenfelder lernte sein Handwerk noch zu Gustaf Gründgens Zeiten. Ihn prägten neben Gründgens Regisseure wie Helmut Käutner, Harry Meyen und Erwin Piscator. Er war auf der Bühne ebenso auf der Leinwand und im Fernsehen in mehr als 140 Filmen viel gefragt. Schoenfelder nannte die Synchronateliers sein zweites Zuhause. Leinwandgrößen wie Henry Fonda, James Mason, Rex Harrison, David Niven und Alec Guinness bekamen seine markante Stimme. Fernsehzuschauer kennen ihn aus der Serie "Im Reich der wilden Tiere".

Den Treffer seines Berufslebens erzielte Schoenfelder mit "My Fair Lady" und der grandiosen deutschen Erstaufführung 1961 im Berliner Theater des Westens zusammen mit Paul Hubschmid und Karin Hübner. Etwa 1.200 Mal hatte er seine Paraderollen verkörpert. "Das Stück ist Teil meines Lebens geworden", sagte er, "es war offensichtlich ein Glücksfall, und den gibt es nicht so oft im Leben".

Als Partner von Georg Thomalla spielte Schoenfelder in Flatows Bühnenerfolg "Vater einer Tochter" am Ku'damm, wo er auch als Baron Münchhausen, in dem Schwank "Pension Schöller" und in der Boulevardkomödie "Mein Freund Harvey" auf der Bühne stand. Auf der Leinwand war er in Edgar-Wallace-Verfilmungen zu sehen. 1987 spielte er in einem Streifen von Otto Waalkes mit.

Auf dem Bildschirm übernahm er nach dem Tod von Willi Schwabe zeitweise die im DDR-Fernsehen populäre "Rumpelkammer" mit Ausschnitten aus alten Ufa-Filmen. Im Radio erzählte er "Geschichten zur Guten Nacht", stellte Neuerscheinungen der von ihm so geliebten Jazzmusik vor und wirkte in zahlreichen Hörspielen mit. Seinen Memoiren gab Schoenfelder den Titel "Ich war doch immer ich". Noch mit über 90 war er auf der Bühne aktiv, so 2008 in David Mamets "November" am Renaissance-Theater.

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Wilfried Mommert/dpa

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