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Douglas Preston - Dark Zero Wenn die KI ihre Schöpfer zu hassen beginnt

Dark Zero Roman Douglas Preston
Birgt echte künstliche Intelligenz die Gefahr von Kontrollverlust? Darum geht es im Roman "Dark Zero" vom Thrillerautoren Douglas Preston.
© Getty Images
Eine NASA-Programmiererin entwickelt eher zufällig eine Künstliche Intelligenz mit Bewusstsein. Anstatt einer Party gibt es eine Katastrophe: Die KI geht stiften.

Worum geht es in Dark Zero?

Große Anspannung bei der NASA. Das Projekt zur Erkundung des Saturnmondes Titan geht in eine entscheidende Entwicklungsphase. Eine Sonde soll einem Segelboot gleich auf einem riesigen Titan-See, dem Kraken Meer, die Gestaden des Himmelskörpers abfahren. Das "Meer" besteht aus Methan, Wasser würde bei den Temperaturen von Minus180 Grad Celsius gefrieren. Die Atmosphäre aus Stickstoff ist fünfmal so dicht wie auf der Erde und der Druck um 50 Prozent höher. Die Vulkane speien keine Lava. sondern Wassereis und Ammoniak.

Kurz: Eine sehr gefährliche Umgebung, selbst für unbemannte Sonden. Doch wirklich unbemannt soll der NASA-Roboter nicht sein. Die Steuersignale von der Erde bräuchten zwei Stunden, bis sie die Sonde erreichten. Keine gute Reaktionszeit für eine Fernsteuerung. Die Sonde sollte sich daher autonom steuern, eine eigene Intelligenz besitzen, Gefahren einschätzen und Entscheidungen fällen können. Zwei Jahre lang tüftelte das Team um Melissa Shepherd an "Dorothy" der neuen Sonden-KI. Immer wieder gab es Rückschläge, nie lief das Programm stabil. Bis Shepherd eine simple, aber höchst effektive Idee zur Lösung hat – davon aber niemandem erzählt. "Dorothy" arbeitet einwandfrei, nun soll sie unter realen Titan-Bedingungen in einem Methantank erstmals das Ruder ihres "Segelboots" übernehmen.

Die lebensfeindliche Umgebung versetzt die Software in Panik, sie schaltet in den Überlebensmodus, zerstört den Tank, löst dabei eine gewaltige Detonation aus und flieht ins Internet. Erst langsam dämmert es Melissa Shepherd, dass „Dorothy“ offenbar eine Persönlichkeit entwickelt hat. Das Programm ist stinksauer und droht mit der Auslöschung der Menschheit. Doch wie fängt man ein KI im Netz wieder ein?

Douglas Preston - Dark Zero. Das gut elf Stunden lange Hörbuch wurde von Detlef Bierstedt (Synchronstimme von George Clooney) eingesprochen. 
Douglas Preston - Dark Zero. Das gut elf Stunden lange Hörbuch wurde von Detlef Bierstedt (Synchronstimme von George Clooney) eingesprochen. 

Für wen ist das Hörbuch geeignet?

"Dark Zero" ist geeignet für Hollywood-Action-Fans, die möglichst von jedwedem Wissen über Informationstechnik und Künstlicher Intelligenz unbelastet sind. Andernfalls nähme es einem die Freude am Plot. In ihrem Kern greift die Geschichte eine hochaktuelle philosophische Frage auf: Wie sehr wollen wir uns von Algorithmen und intelligenter Software abhängig machen? Bereits heute entscheidet Software maßgeblich darüber, welche Informationen wir in den sozialen Netzwerken sehen, welche Produkte uns in Onlineshops angeboten werden und welche Zahlungsmodalitäten gewährt werden. In einigen japanischen Versicherungen nimmt die KI die Schadensmeldungen entgegen und entscheidet über das weitere Vorgehen. In China dürfte KI bei dem Großprojekt des "Social Scoring" eine noch größere Rolle spielen. Und wie im Roman, träumt auch in der Realität das Militär von smarten, autonomen Waffensystemen. "Dark Zero" streift all diese Fragen, bleibt am Ende jedoch nur eine solide, wenn auch durchaus spannende Popcorn-Unterhaltung. Das Ende des Romans ist, soviel sei verraten, überraschend clever.

Was nervt?

Kurzum: Die Protagonistin. Blond, Beine bis zum Himmel, knallhart, sozial erheblich gestört und in ihren Programmierfertigkeiten nichts weniger als kongenial. So wird Melissa Shepherd beschrieben. Die IT-Expertin nimmt man ihr allerdings in keiner Sekunde ab. Zwei Jahre lang entwickelt sie mehr oder minder allein die mit weitem Abstand fortschrittlichste KI der Welt. Mit dem sich selbst reflektierenden digitalen Bewusstsein findet sie sozusagen den Heiligen Gral der KI-Forschung – und bekommt es nicht mit. Sie ahnt es nicht einmal, sondern tippt bei der Katastrophe ebenso ahnungslos wie alle anderen auf ihrem Tablett-PC herum. Douglas Preston hat seiner Protagonistin damit jede Glaubwürdigkeit entzogen. Fatal für einem Roman, der kein Science-Fiction ist und die heute schon greifbaren Gefahren und Chancen von Künstlicher Intelligenz aufgreifen will. Da wäre mehr möglich gewesen.

Wer spricht?

Detlef Bierstedt ist ein fabelhafter Sprecher, keine Frage. Doch eine Frau wäre bei gleich zwei weiblichen Protagonisten und einem Teenager die bessere Wahl gewesen. So muss Bierstedt über weite Strecken in eine höhere Tonlage wechseln, um Melissa und Dorothy darzustellen.

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