Keine Fotos, keine Videos, keine Katalogtexte: Die Kunst von Tino Sehgal ist immateriell und flüchtig. In Ausstellungen setzt der 1976 in London geborene Deutsch-Brite stattdessen auf die Beziehungen zwischen Menschen - inklusive Publikum.
So war es etwa im Jahr 2010, als er das New Yorker Guggenheim ausräumte und leere Wände zurückließ. Besucher wurden von Kindern zu Gesprächen empfangen, und je weiter sie die berühmte Rotunde in dem Museum emporstiegen, desto älter wurden die Konversationspartner.
In einer erst Ende Mai 2013 eröffneten Gemeinschaftsausstellung im Berliner Museum Hamburger Bahnhof geht in dem von Sehgal bespielten Teil eine als Museumswärterin verkleidete Frau auf die Besucher zu. Sie singt den Satz "This is propaganda, you know, you know".
Ausstellungen bei renommierten Adressen
Sehgal stellte nicht nur im Guggenheim aus, sondern zum Beispiel auch in der Tate Modern in London, Documenta 13 in Kassel und auf der Kunstbiennale in Venedig. 2005 zeigte dort der deutsche Pavillon Thomas Scheibitz und Sehgal. In diesem Jahr wählte ihn die Jury zum besten Künstler der Biennale.
Sehgal erhielt den Goldenen Löwen für seinen Beitrag in der Hauptausstellung "Il Palazzo Enciclopedico" des italienischen Kurators Massimiliano Gioni. Die Jury lobte ihn für die "Klasse und Innovation, mit der seine Arbeit zur Öffnung der künstlerischen Gattungen beigetragen hat."
Der Sohn eines Inders und einer Deutschen wuchs unter anderem bei Sindelfingen in Baden-Württemberg auf. Er studierte Volkswirtschaft und Tanz. Heute lebt Sehgal in Berlin.