Rapper mit Vision "Jesus Tok": Kanye West wünscht sich ein christliches TikTok

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"Jesus Tok": Kanye West wünscht sich ein christliches TikTok
Rapper Kanye West
© Douliery Olivier / ABACA / Picture Alliance
"Jesus Tok" statt TikTok: Auf Twitter hat Rapper Kanye West ein christliches TikTok vorgeschlagen. Dafür möchte er mit dem sozialen Netzwerk sogar zusammenarbeiten.

Der Grad zwischen Genie und Wahnsinn ist schmal. Nur wenige beherrschen es, darauf zu balancieren. Kanye West versucht es erst gar nicht. Er springt hin und her. Mal ist er ein Genie, mal Wahnsinn – meistens verkörpert er beides in einer Person. Der Grund dafür dürfte mit seiner Krankheit zusammenhängen. Der Rapper leidet an einer bipolaren Störung.

Das ist eine psychische Erkrankung. Die Betroffenen durchleben dabei Extreme. Auf euphorischen Hochphasen folgen depressive Tiefphasen – und umgekehrt. Die Gefühle spielen völlig verrückt. 2016 wies Wests Leibarzt den Rapper in eine Psychiatrie ein. Er bekam Medikamente, schien auf dem Weg der Besserung zu sein. Doch seit einigen Monaten irritiert er die Öffentlichkeit mit Größenwahn ("Ich kandidiere als Präsident der Vereinigten Staaten!") und seinen kruden Ansichten (Sie habe in Wirklichkeit nie Sklaven befreit, sagt er über die schwarze Freiheitskämpferin Harriet Tubman).  

Vor allem sein Twitter-Account liest sich wie ein Tagebuch. Er teilt dort Gedanken, Gefühle, Meinungen und neue Ideen. Sein neueste ist eine christliche Version des sozialen Netzwerkes TikTok. Auf die Idee sei er gekommen, als er gemeinsam mit seiner Tochter durch die App gescrollt habe.

"In Jesus Namen, Amen"

"Ich hatte eine Vision … Jesus Tok. Ich habe mir TikTok gemeinsam mit meiner Tochter angeschaut und als christlicher Vater war ich von vielen Inhalten verstört, aber ich habe mich total in die Technologie verliebt", schrieb er in Versalien. In einem weiteren Tweet konkretisierte er sein Vorhaben noch: "Wir beten, dass wir mit TikTok zusammenarbeiten können, um eine christliche, überwachte Version zu erstellen, die sich für junge Kinder und die Welt sicher anfühlt. In Jesus Namen, Amen."

Ob Kanye West es mit einem christlichen TikTok ernst meint, ist fraglich. Möglich ist bei dem Rapper alles. Das hat er mit seiner Präsidentschaftskandidatur bewiesen. An der Ernsthaftigkeit dieser Kandidatur hegen viele Zweifel. In den vergangenen Wochen berichteten immer mehr Medien, von der "Washington Post" bis zum "Milwaukee Journal Sentinel", von Helfern Wests in den Bundesstaaten, von denen einige für Trumps Wahlkampagne arbeiteten, ein Mann sogar als Delegierter für den Parteitag der Republikaner. Und vor ein paar Tagen dann traf West den Trump-Schwiegersohn Kushner in Telluride. "Wir hatten eine allgemeine Diskussion eher über Politik", sagte Kushner dazu. Die beiden seien eben Freunde und einfach nur zur selben Zeit in Colorado gewesen.

Leistet Kanye West Schützenhilfe für Donald Trump?

West hat seine Nähe zu Trump immer wieder betont. Denkwürdig war sein Auftritt im präsidialen Oval Office 2018, bei dem er Trump pries und in seinem Redefluss Parallel-Universen und wasserstoffbetriebene Flugzeuge streifte. Dem Magazin "Forbes" aber sagte er vor einigen Wochen, dass er es nicht gut gefunden habe, dass Trump sich während Anti-Rassismus-Protesten in Washington kurzzeitig im Bunker des Weißen Hauses "versteckt" habe.

Dass Kanye West eine Rolle bei der Wahl am 3. November spielen kann, gilt alleine schon wegen einer Reihe verpasster Anmeldungsfristen in vielen Bundesstaaten als ausgeschlossen. Doch auch wenn die Kandidatur am Ende nur eine Randnotiz eines kuriosen Wahljahrs ist, bleibt ein Beigeschmack. Viele verdächtigen Unterstützer Trumps, Herausforderer Joe Biden – der bei schwarzen Wählern besonders beliebt ist – mit Wests Kandidatur schaden zu wollen. Und West damit auch in einer labilen Phase für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Quellen: Twitter / "TMZ"

rpw mit DPA

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