Barry Gibb "Stayin' alive" mit 60 Jahren

Wenn die Luft brennt, die Tanzfläche bunt aufleuchtet und die ersten Töne von "Stayin' Alive" erklingen, dann bricht das Disco-Fieber aus. Barry Gibb feiert seinen 60. Geburtstag und ist dieser Ära nicht wegzudenken.

Wenn Bee Gees-Klassiker wie "Stayin' Alive" und oder "You Should Be Dancing" aufgelegt werden, ist auch heute noch die Tanzfläche voll. Die Brüder Maurice, Robin und Barry Gibb galten wegen ihrer Eunuchenstimmen, auftoupierten Haare, glänzenden Satinanzüge und dicken Medaillons um den Hals zwar nie als wirklich cool. Trotzdem ist ihre Musik immer wieder in den Charts und hat sieben Grammys gewonnen: "Wir waren nie sehr beliebt. Wir haben zwar mehr als hundert Millionen Platten verkauft, aber niemand würde sich mit einem Bee-Gees-T-Shirt auf der Straße sehen lassen", sagte Barry Gibb einmal in einem Interview. Der Älteste des Trios feiert am 1. September seinen 60. Geburtstag.

Heute schlägt sich Barry Gibb mit Arthritis herum und sinniert darüber, ob man die Satinanzüge nicht öffentlich verbrennen sollte. Der Soundtrack zu dem Film "Saturday Night Fever", in dem John Travolta sich zum Star tanzte, machte ihn allerdings zur Legende. Die Bee Gees steuerten unter anderem die Songs "Stayin' Alive", "Night Fever" und "How Deep Is Your Love" bei. Weltweit wurden mehr als 30 Millionen Platten davon verkauft. Die zeitlose Qualität der Pop-Songs, meist von Barry Gibb komponierte, zeigen vor allem die unzähligen Cover-Versionen, die ebenfalls zu Hits wurden. Auf dem Kamm der Disco-Welle ritten sie immer ganz oben: "Main Course", "Jive Talkin" und "Nights on Broadway" wurden überall gespielt. Die Bee Gees sind unumstritten eine der erfolgreichsten Bands der Popgeschichte.

"Demokratie unter Brüdern ist harte Arbeit"

Gibb kam 1946 als Sohn des Bandleaders Hugh Gibb im britischen Manchester auf die Welt, die Zwillinge Maurice und Robin gut zwei Jahre später auf der Isle of Man. Auch wenn Barry als Chef gilt, entstehen die Songs meist gemeinsam. "Die Bee Gees sind eine Demokratie. Drei Egozentriker - drei Köpfe, drei Launen, drei Meinungen. Demokratie unter Brüdern ist harte Arbeit", sagt er. Schon 1955 traten die drei Jungs als "Rattlesnakes" gemeinsam auf, bevor sie 1958 mit ihren Eltern nach Brisbane in Australien auswanderten. Dort nannten sie sich "Bee Gees" und hatten bald eine eigene TV-Show, machten harmonische und etwas konventionelle Musik. Dann gingen sie nach England zurück, und ihr mitgebrachtes Album "Spicks and Specks" wurde sofort Nummer eins der Charts.

Sie waren mit einem Schlag berühmt und erweiterten ihre Gruppe um die beiden Australier Colin Peterson (Schlagzeug) und Vince Melouney (Bass). Ihr Album "New York Mining Desaster 1941" wurde in Großbritannien und in den USA ein Hit und legte ihren Stil fest: Melodische, leicht zu Sentimentalität neigende Balladen, dargeboten von gepflegten und gut aussehenden jungen Leuten, die auch die Mütter der Platten kaufenden Teenager mochten. Eine echte Alternative zu den wilden Rolling Stones oder den Pilzköpfen der Beatles.

Aus Brüdern wurden Feinde

1969 brach die Fassade: Peterson und Melouney verließen die Gruppe, Peterson beanspruchte den Gruppennamen, die Brüder lebten in Saus und Braus und feindeten sich an. Sie bastelten eher uninspiriert an ihren Solo-Karrieren, rauften sich 1970 und 1971 wieder zusammen und produzierten die Superhits "Lonely Days" und "How Can You Mend a Broken Heart". 1987 vereinten sie sich erneut und produzierten "E-S-P". Es wurde in Deutschland zur Nummer eins, war auch in England außerordentlich erfolgreich, in den USA aber nicht mehr.

Barry Gibb komponierte über die Jahre auch sehr viel Musik für andere Sängerinnen. Flirts wurden ihm nachgesagt mit Barbra Streisand (er produzierte ihr "Woman In Love"), Diana Ross ("Chain Reaction") und Dionne Warwick ("Heartbreaker"), doch seine Ehe hielt - allen Unkenrufen zum Trotz. Mit seiner Ehefrau hat er vier Söhne und eine Tochter. Heute teilt sich Gibb seine Zeit zwischen seinem Anwesen Buckinghamshire nahe London und Florida auf - die Wärme dort tut seiner Arthritis gut. Trotzdem will er weiter mitmischen im Musikgeschäft. "Wir sind noch da, weil wir immer wieder neue Ideen hatten. Wenn man uns für tot erklärte, standen wir wieder auf. Wir haben nie jemanden kopiert. Andere haben unsere Lieder gesungen und versucht, uns zu imitieren. Wir klangen immer wie die Bee Gees. Und das ist bis heute so", sagt Barry Gibb.

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Carla S. Reissman/DPA

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