Teure Tickets bei Beyoncé & Co. Der Konzertsommer, den sich kein Fan leisten kann

Paul McCartney, Coldplay, Bruce Springsteen, Beyoncé: Viele Megastars kündigen Konzerte in Deutschland an. Ein Fest für Fans? Nein, die absurden Ticketpreise schrecken auch treue Anhänger ab. Wer soll das bezahlen?

Es könnte ein großer, endloser Sommer für Musikfans werden. Zahlreiche Superstars und Legenden kündigen zurzeit Konzerte an, so viel Hochadel des Rock'n'Roll war hierzulande selten zu Gast. Gerade gab Ur-Beatle Paul McCartney bekannt, dass es auch ihn im Rahmen seiner "One-On-One"-Tour nach Deutschland verschlagen wird: Zum ersten Mal seit über zehn Jahren spielt er in München, zum ersten Mal seit 1972 in Düsseldorf, wie sein Veranstalter, die Peter Rieger Konzertagentur, verkündet. Ein Muss für McCartneys Fans.

Zumindest für die, die es sich leisten können. Denn ein Blick auf die Ticketpreise des gerade angelaufenen Vorverkaufs macht jeden Durchschnittsverdiener betroffen: Die günstigste Karte für McCartneys Konzert in der Berliner Waldbühne kostet 106 Euro, für Düsseldorf sind die schlechtesten Plätze für 96,50 Euro zu haben. Für die beste Sicht muss man hier wie dort 233,50 Euro hinlegen.

Paul McCartney: Nicht der Einzige, der zu viel verlangt

McCartney ist nicht der Einzige, der sich gewiss nicht unter Wert verkauft: Billy Joel kommt für ein Konzert – sein erstes in Deutschland seit über zehn Jahren - nach Frankfurt, wird aber nicht für weniger als 100 Euro zu erleben sein; Bruce Springsteen tourt in diesem Jahr anlässlich des 35-jährigen Geburtstags seines Albums "The River" um die Welt - der Nostalgiefaktor und der Mangel an frischem Material halten den „Boss“ natürlich nicht davon ab, für ein sogenanntes "Front-of-Stage-Ticket" 121 Euro zu verlangen.

Die Frage ist: Wer kann sich das noch leisten? Herrschen in deutschen Konzertarenen bald ähnliche Zustände wie in den Stadien der englischen Premier League, aus denen die wahren Fußballfans aufgrund horrender Preise längst weitgehend verdrängt und durch reiche Inder und katarische Scheichs ersetzt wurden?

Nun könnte man verständnisvoll anführen, dass Konzerte der genannten Künstler rare, vielleicht sogar letzte Gelegenheiten sind, diese Legenden live zu sehen. Dass hier der Rolling-Stones-Faktor greift und das Erlebnis mit dem Besuch eines besonders überteuerten Museums gleichzusetzen ist. Außerdem müssen die Bands doch irgendwo noch was verdienen, wenn schon mit schnöden Plattenverkäufen in Streaming-Zeiten keine Kohle mehr zu machen ist. Wenn der Romantiker möchte, kann er damit rechtfertigen, dass er für den Abend mit seiner Lieblingsband ungefähr so viel Geld auf den Tisch legen muss wie für ein verlängertes Wochenende in einer mitteleuropäischen Metropole.

Beyoncé, Rihanna: "Special Tickets" ab 165 Euro

Aber es sind eben nicht nur die alten Knacker, die mit ihren Konzerten kräftig kassieren: Die Zielgruppe von Beyoncé oder Rihanna dürfte - bei allem Respekt - zum großen Teil aus kleinen Mädels bestehen, die sich ohne das Sponsoring der Eltern wohl kaum Karten für 70, 80 Euro leisten können (von "Special Tickets" ab 165 Euro ganz zu schweigen); auch die noch gar nicht so antiken Coldplay laden für durchschnittlich 100 Euro zum Schwelgen ein; und zuletzt gab es Aufregung um die Tickets für Adele, die trotz knackiger Originalpreise binnen kürzester Zeit vergriffen waren und anschließend im Netz für bis zu 1000 Euro gehandelt wurden – eine so gängige wie ärgerliche Praxis. Die Grenzen sind überschritten, der Markt völlig überdreht.

Der große, endlose Sommer der Musiklegenden wird so zur Konzertsaison der wütenden Fans - kein Wunder, bei den Preisen. Aber auch die Stars sollten sich nicht wundern: Wer so fahrlässig mit der Sehnsucht seiner treuesten Fans spielt, der spielt irgendwann nur noch vor einem Operettenpublikum.

PRODUKTE & TIPPS