Kaum einem anderen Album wurde so entgegengefiebert wie der neuen Platte von Beyoncé. Es ist das erste Studioalbum nach ihrem visuellen Album "Lemonade" aus dem Jahr 2016. Bereits vor dem Erscheinen von "Renaissance" wurde ihr siebtes Studioalbum als eine musikalische Evolution für die Künstlerin gedeutet. Es ist geprägt von tanzbaren Sounds. Ein Aufbruch in eine Post-Lockdown-Ära.
"Renaissance" ist nicht nur eine Wiedergeburt für die Musik des Weltstars. Es trifft den Zeitgeist, die Lust, wieder Musik zu spüren, zu lachen, zu tanzen, auf Live-Konzerten wieder in der schwitzenden Menge zu springen – die Musik und das Leben zu feiern. Schon 2021 beschrieb Beyoncé gegenüber Harper‘s Bazaar: "Bei all der Isolation und Ungerechtigkeit im vergangenen Jahr denke ich, dass wir alle bereit sind, wieder zu fliehen, zu reisen, zu lieben und zu lachen. Ich spüre, wie sich eine Renaissance abzeichnet, und ich möchte dazu beitragen, diese Flucht auf jede erdenkliche Weise zu fördern."
Beyoncé feiert die Clubgeschichte
Mit 40 Jahren ist Beyoncé wohl der größte Popstar der Welt. Sie hat bereits 28 Grammys gewonnen, war zwischenzeitlich bestbezahlte Musikerin der Welt und alle bisherigen Platten landeten auf Platz eins der US-Charts. Das siebte Studioalbum ist eine Hommage an die Clubkultur. Es feiert die Disco-Musik der 1970er Jahre und die House-Sounds der 1990er Jahre. Mit "Summer Renaissance" katapultiert Beyoncé den epochalen Hit "I Feel Love" in die Gegenwart. Nach den ersten Takten verwandeln sich die Disco-Beats aus dem Jahr 1977 in moderne House-Klänge. Während die unbestrittene Disco-Queen Donna Summer ihren Song mit den Zeilen: "Ooh, it's so good, it's so good. It's so good, it's so good. It's so good" beginnt, nutzt Beyoncé sie als Chorus. Sie feiert damit nicht nur die verstorbene Künstlerin, sondern bietet einen Soundtrack, für einen Sommer voller rhythmischer Bewegungen.
Das Album sei in den drei Jahren der Pandemie aufgenommen worden. "Eine Zeit der Stille, aber auch eine Zeit, in der ich am kreativsten gewesen bin", schreibt die Künstlerin zu "Renaissance" auf ihrer Webseite. "Danke an alle Pioniere, die Kultur hervorbringen, an alle gefallenen Engel, deren Beiträge viel zu lange unerkannt geblieben sind", heißt es in der Erklärung auf ihrer Webseite weiter.
House-Beats aus den 1990ern auf "Renaissance"
Vor der Veröffentlichung von "Renaissance" wurde die Single "Break My Soul" bekannt, die in der House-Musik der 90er Jahre verortet ist. Sie startet mit einem federnden Beat und einer eingängig monotonen Synthie-Melodie, die an den House-Klassiker "Show Me Love" von Robin S. aus den 90er Jahren erinnert. Während die so simpel wie eingängige Instrumentierung das ganze Lied über gleichbleibt, singt und rappt Beyoncé in allerlei Variationen darüber. Es ist ein Song, der vom Aufbruch berichtet, einem Aufbruch aus der lähmenden Zeit der Pandemie. Beyoncé singt davon, den Job zu kündigen, neuen Antrieb zu finden und das Leben zu verändern.
"Meine Absicht war es, einen sicheren Ort zu schaffen, einen Ort ohne Urteil", heißt es in Beyoncés Statement auf ihrer Webseite. "Ein Ort, um frei von Perfektionismus und Überdenken zu sein. Ein Ort, um zu schreien, loszulassen, Freiheit zu spüren. Es war eine wunderschöne Entdeckungsreise."
Album auch politisches Statement
Es ist ein Album, um den Sommer 2022 zu zelebrieren. "Rasanter Bounce verschmilzt mit glänzender, von Diana Ross inspirierter Disco, einem Hauch von Soul, schwülen Afrobeats und Gqom; wirbelnder Trap, prahlerischer House, Jersey Club und New Jack Swing", schreibt es Tara Joshi treffend im "Guardian". Eine klassische Ballade suchen Fans auf Beyoncés neuer Platte vergeblich. Doch nicht alle Songs haben einen hämmernden, schnellen Beat. Auch langsamere Klänge finden ihren Platz. "Plastic off the Sofa" zum Beispiel hat eine jazzige Note.
Anders als der Titel "America Has a Problem" vermuten lässt, ist es kein politisches Lied. Doch dem Album wohnt trotzdem ein politisches Statement inne: Die Künstlerin nutzt die Sounds von Disco und House in ihrem Album. Diese haben ihre Wurzeln in der Kultur schwarzer Künstlerinnen und Künstler, in Tanzclubs, die alleine dadurch politisiert waren, dass sie jenen Menschen einen Raum gaben, denen er oft verwehrt geblieben war. Seit einiger Zeit schon hat die Musikerin es sich zur Aufgabe gemacht, der Kultur und dem Vermächtnis schwarzer Menschen eine Bühne zu geben. In der Vergangenheit hat es aber auch kritische Stimmen zu der Arbeit des Weltstars gegeben. Nach der Veröffentlichung von "Black Is King", ein Musikfilm und "Visual Album", wurden Vorwürfe von kultureller Aneignung laut.
"Ich hoffe, es bringt euch ein bisschen zum Wackeln"
Wer Queen Bey liebt, wird das Album sowieso rauf und runter hören und mit dem Weltstar feiern. Bei gutem Wetter und Sonnenschein können wir diesen Sommer durchaus auch mal in der Wohnung oder im Park mit Beyoncés "Renaissance" auf den Ohren durch die Gegend tanzen. Immerhin hat die Künstlerin ein echtes Dance-Album erschaffen. "Ich hoffe, es bringt euch ein bisschen zum Wackeln, ha!", schreibt sie selbst dazu auf Instagram.
Quellen:Beyoncé Renaissance, Guardian, Webseite Beyoncé, Instagram Beyoncé, DPA, Harpar's Bazaar, SWR