ESC-Teilnehmerin Mangas, Youtube, Liebe - so tickt Jamie-Lee Kriewitz

Sie ist das Fräuleinwunder vom Lande: Jamie-Lee Kriewitz aus Springe tritt am Samstag beim ESC vor über 100 Millionen Zuschauern auf. Auf der Bühne ist sie das coole Manga-Girl, doch wie ist Jamie-Lee privat? 

Kreisch-Alarm an der deutschen Schule in Stockholm: Die Eurovision-Song-Contest-Teilnehmerin Jamie-Lee Kriewitz kommt zu Besuch. Mit ihren 18 Jahren ist sie kaum älter als die meisten Jugendlichen im Raum. Trotzdem wird das Mädchen, das aus Springe in Niedersachen stammt und noch bei seinen Eltern wohnt, in der Aula gefeiert wie ein Superstar. Kinder schwenken Deutschlandfähnchen mit Jamies Konterfei, einige Schülerinnen haben sich im Manga-Stil angezogen. "Ihr seid so süß", sagt Kriewitz - so süß und herzerfrischend wie sie selbst.

Die deutsche ESC-Hoffnung probt seit Samstag in Stockholm für das große ESC-Finale am Samstag. Mit ihrem Song "Ghost", mit dem Kriewitz bereits das "The Voice"-Finale und den deutschen ESC-Vorentscheid gewann, will sie nun Europa begeistern. Die Proben liefen gut, Jamie-Lee ist perfekt vorbereitet. Am Donnerstagabend wird sie beim zweiten Semifinale zu sehen sein - vor 10.000 Besuchern in der Halle und Millionen Fernsehzuschauern zuhause. Ob sie nervös ist? "Ich glaube, das kommt erst vorm Auftritt", sagte Kriewitz dem stern.

In Stockholm gibt's viel Ablenkung für Jamie-Lee

Bis zum großen Finale ist Kontrastprogramm angesagt. Achterbahn fahren im Freizeitpark Gröna Lund, Bootsfahrt durch die Stadt, Besuch des Abba-Museums und ein Kletterausflug mit Smudo und Michi Beck von den Fantastischen 4 über den Dächern Stockholms. Das Besichtigungsprogramm soll Kriewitz nicht nur ablenken von ihrer großen Aufgabe am Samstag, sondern auch tolle Bilder produzieren. Die Presse ist fast immer mit dabei. Überall werden Fotos gemacht, ihr Fragen gestellt. Meist die immer gleichen: nach ihrem Manga-Style oder nach ihrem Song.

Gerne werden Vergleiche zwischen Kriewitz und der ESC-Siegerin Lena gezogen. Weil die bei ihrem Sieg in Oslo auch erst 18 Jahre alt war und beide aus der Nähe von Hannover kommen. Und weil viele Fans die Zeit mit Lena zurücksehnen, als Deutschland mit Liebe und Punkten beim ESC überschüttet wurde. Doch Kriewitz ist keine zweite Lena - und das liegt nicht nur daran, dass sie den Wunsch nach einem Sieg nicht wird erfüllen können. Die beiden Mädchen könnten unterschiedlicher nicht sein. Dort die freche Rampensau Lena, hier die schüchtern-sensible Jamie-Lee.

Vor Gleichaltrigen gibt Jamie-Lee Privates preis

Das wird besonders deutlich, als sie in der deutschen Schule von Schülern interviewt wird. "Wir sind ziemlich nervös", sagt Schülersprecher Emanuel. Doch Kriewitz ist noch viel aufgeregter. Unruhig rutscht sie auf der Couch hin und her, fährt sich durch ihre schwarzen Haare. Zu Beginn kriegt die Frau mit dem Mangalook kaum einen geraden Satz heraus. Doch einmal nicht von Journalisten, sondern von Gleichaltrigen interviewt zu werden, gibt ihr Sicherheit und schafft Vertrauen. Offen spricht sie über Privates: Dass sie in ihrer Freizeit gerne Graffitis zeichnet, dass einer ihrer Lieblingsstars der Youtuber Markiplier ist, dessen Video sie gerne schaut. Und dass ihre Eltern am Samstag in der Halle sein werden, um sie zu unterstützen.

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Zehn Fakten fürs Song-Contest-Angeberwissen

Hast du einen Freund oder eine Freundin?", fragt Emanuel forsch. Soll heißen: Hey, wenn du ein Mädchen liebst, wäre das auch okay. Doch die Antwort von Jamie-Lee befriedigt die Teenager im Saal nicht. "Ich habe viel zu wenig Zeit, um an sowas zu denken", sagt sie. Ihr Satz löst ungläubige Reaktionen aus. An was sonst sollten Pubertierende denn bitte denken, wenn nicht an Sex und Liebe?

Doch ihre Antwort war keine Ausrede. Nach außen scheint Jamie-Lee der flippige Teenager zu sein, das rebellische Girl, das sich in Manga-Klamotten wirft und ein Leben als Popstar führt. Wenn sie auf der Bühne singt, strahlt sie genau das aus. Doch in Wahrheit ist sie das Mädchen aus Springe geblieben, das in seinem Kinderzimmer wohnt und nicht weiß, ob sie morgen überhaupt noch Sängerin sein möchte: jung, authentisch, unschuldig.

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