Die Sonne strahlt am Samstag über Belgrad. Für die No Angels wird sie um 21.18 Uhr untergehen. Und das liegt nicht daran, dass ihr Song "Disappear" heißt. Um diese Uhrzeit wird die deutsche Casting-Band in der Belgrad-Arena beim 53. Eurovision Song Contest auf der Bühne stehen. Bei den ersten Generalproben zum Finale konnten die vier Sängerinnen trotz Windmaschine, Feuerwerk und Trickkleidern nicht überzeugen.
Nach der Krankheit von Jessica waren die No Angels bei den Proben erstmals wieder komplett vertreten. Mit glitzernden Kleidern in blau und lila, einer tobenden Windmaschine und viel Pyrotechnik schmetterten sie ihr "Disappear" in die 10.0000 Zuschauer fassende Halle. Stimmung wollte bei den Zuschauern allerdings nicht aufkommen. Nur mit verhaltenem Applaus wurden die deutschen Engel von den Fans bedacht, die zu der Generalprobe am Freitagabend gekommen waren.
Sandy stand auf dem Kleid
Woran das lag? Zum einen daran, dass die Probe noch nicht rund lief. Sandy stand auf ihrem Kleid, als die Windmaschine ihren Schleier wehen lassen sollte und gesanglich war da sicherlich auch noch einiges verbesserungswürdig. Zum anderen an der schlechten Startnummer. Als Vierte mussten die No Angels auf die Bühne, das ist auch ihr Startplatz im Finale. Leider keine gute Ausgangslage, um eine Halle zum Kochen zu bringen und einen Grand Prix zu gewinnen. Dass das trotzdem gelingen kann, hat allerdings Sertab Erener 2006 mit "Every Way that I Can" unter Beweis gestellt.
Es müsste allerdings an ein Wunder grenzen, wenn die No Angels diesem Vorbild am Samstag folgen würden. Sie kommen nicht an - und das liegt nicht an ihrem Auftritt, am Gesang oder am Lied, sondern an der überragenden Leistung der anderen Teilnehmer. Im direkten Vergleich zu Favoriten wie Ani Lorak und ihrem "Shady Lady" oder Charlotte Perrellis "Hero" wirkt "Disappear" zu einfallslos und flach. Ein Höhepunkt mit Gänsehaut oder "Wow"¬-Effekt fehlt leider.
Deshalb heißt es für die No Angels am Samstag, tapfer sein. Wie das geht, macht derzeit die belgische Teilnehmerin Soetkin Baptist vor, die bereits am Dienstag aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist. Statt abzureisen, singt sie ihr "O Julissi" bei Veranstaltungen rund um den Grand Prix tapfer weiter. Und inzwischen ist das Lied eine der inoffiziellen Hymnen dieses Grand Prixs, das auf vielen Fluren gepfiffen wird.