Es ist ziemlich schwer, Ina Müller nicht zu mögen. Schon der Name ist ja super! Ina Müller, so heißen Nachbarn, vielleicht eine entfernte Tante aus Paderborn oder die Verkäuferin im Real-Supermarkt an der Kasse. Weniger aufregend kann eine Sängerin nicht heißen. Und trotzdem passt das wunderbar zusammen: die Hamburgerin Ina Müller mag ein Popstar sein, das sagt schon die pure Statistik: ihr letztes Album "Weiblich, Ledig, 40" hat sich 150.000mal verkauft, ihre Konzerte waren ausverkauft und sie war für den Musikpreis Echo nominiert. Trotzdem passt der strapazierte Begriff Popstar so wenig zu der 41jährigen wie zu Kurt Beck.
Lieber Orangenhaut als gar kein Profil
Ina Müller ist einfach nur eine Frau, die besser singen kann als ihre Fans. Jemand, der sich auszusprechen traut, was andere über Männer, Beziehung und Sex bloß denken. Und dazu braucht sie keinen femistischen Vorschlaghammer, sondern behilft sich mit Witz und Charme, wovon sie reichlich besitzt. "Ich möchte nie wieder 18 sein / so niedlich, dumm und klein / so ne kichernde Backfischbraut / die dumm aus der Wäsche schaut / Geklaute Meinung, verpeilter Stil, antiseptisch und steril / Lieber Orangenhaut als gar kein Profil. Ich hab lieber Orangenhaut, als gar kein Profil!", singt sie in einem ihrer Lieder.
Nun hat Ina Müller ein neues Album gemacht, das den schönen Titel "Liebe macht taub" trägt. Die Musik kommt einem irgendwie bekannt vor, so als habe man einige Melodien irgendwo schon einmal gehört. Das schadet dem Album aber nicht. Was Ina Müller ausmacht, sind nämlich die Geschichten, die sie uns singend erzählt. Alltagsgeschichten, die man seinen besten Freund(inn)en abends beim Bier erzählt oder auch solche, die man vielleicht nur seinem Tagebuch anvertrauen würde. Und das sind immer die besten Geschichten, weil sie echt sind, direkt aus dem Leben gegriffen. Das mißglückte Date, Party-Small-Talk, und der eine Liebhaber, an dem frau alle anderen misst. Bei Ina Müller mündet das in der wunderbaren Zeile: "Ich rechne immer noch in Mark um."