Lady Gaga in Deutschland Der Queen of Schock geht der Strom aus

Sie gibt Interviews im Kermit-Kostüm, tanzt blutverschmiert über die Bühne und zieht für Fotoaufnahmen blank: Lady Gaga liebt die Provokation. Beim Auftaktskonzert der Mini-Tour durch Deutschland ging dem Enfant terrible der Popmusik allerdings der Strom aus.

Am Montagabend startete die Mini-Deutschlandtour von Lady Gaga in Hamburg. Das Publikum war buntgemischt: Fans, die extra aus Großbritannien und Holland angereist waren, Familien mit ihren Kindern, kleine Mädchen zwischen fünf und zehn Jahren, Teenies mit silbernen Perücken und Mitglieder der Gay-Community - aber sie waren nicht gerade zahlreich: Statt 12.000 kamen nur 8.000 Zuschauer zum Konzert von Lady Gaga in der Hamburger O2-Arena, das erste von insgesamt drei Konzerten in Deutschland. Möglicherweise lag es an den Kartenpreisen, die zwischen 60 und 100 Euro lagen. Nach dem Auftaktssong blieb erst mal der Strom weg und sorgte für gut eine Viertelstunde Zwangspause.

Ihre "kleinen Monster" nennt Lady Gaga ihre Fans, der Anfang erinnert an die "Rocky Horror Picture Show". Fast drei Stunde dauert ihre Show. Es ist eine Mischung aus Musical, Tanztheater, Konzert, Kirmes, Kunstperformance und Predigt. Denn die Künstlerin spricht sehr gerne mit ihrem Publikum, schreit "Scheiße" und lässt gern mal ein paar Anzüglichkeiten los - "get your dicks out".

Bei Madonna hat Lady Gaga einiges gelernt. Ihr Art, sich zu schminken, die auf Provokation getrimmte Show, das Kokettieren mit Sex und Keuschheit, das Nonnenoutfit, religiöse Symbole, die Bustiers, die an Gaultiers Kreationen für Madonna erinnern. Mal zieren riesige Phallussymbole, die sowohl Kamera, Dildo oder Rasier sein könnten, die Bühne, mal steht ein silberner Engel da neben einem Brunnen, aus dem Lady Gaga Blut trinkt. Dann turnt sie in zerrissenen Netzstrümpfen mit ihren geschnürten High-Heels-Stiefel auf dem Klavier herum, während sie spielt, um im nächsten Augenblick engelsgleich im weißen Puscheloutfit mit Schmetterlingsflügel über der Bühne zu schweben.

Ihre musikalische Vielfalt ist beeindruckend: Ob Popsong, Rockkracher, Blues oder Ballade - Lady Gagas Auftritt ist eine Tour de Force nicht nur durch Musik, auch durch die Kunstgeschichte. Videos, die während der mindestens 15-maligen Kostüm- und Bühnenbildwechsel auf die weißen Bühnenvorhänge gebeamt werden, zeigen Lady Gaga mal beim Essen von Gedärmen, mal in einer von Langs "Metropolis" inspirierten Stadtlandschaft. Höhepunkt der Show: das riesige Monster auf der Bühne, das seine Tentakel ausstreckt. Es sieht aus wie eine Mischung aus Kröte und einem Dinosaurier, der gerade Spielbergs "Jurassic Parc" entsprungen ist. Man bekommt einiges geboten, auch wenn die Ticketpreise einfach viel zu hoch ist, die Show ist mehr Performance denn Konzert, aber ziemlich unterhaltsam.

kbu

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