Die Offerte sei "idiotisch", Russland habe "reichlich eigene Sänger", die das Land würdig beim Eurovision Song Contest vertreten könnten. Mit diesen Worten reagierte Josif Kobson, der selbst ein populärer Sänger und zugleich Vize-Vorsitzender des Kulturausschusses der russischen Duma ist, auf ein Angebot von Robbie Williams.
Der britische Sänger brachte sich selbst als Russlands Kandidaten für den Eurovision Song Contest (ESC) ins Gespräch. "Ich würde Russland gerne beim Eurovision repräsentieren", sagte Williams am Montagabend in der Sendung "Pust Govorjat" (Lass sie sprechen) im russischen Staatssender Kanal Eins. Er sei begeistert gewesen vom Auftritt des russischen Teilnehmers Sergej Lasarew beim ESC in Stockholm im vergangenen Jahr, führte Williams aus. Das könne er sich auch vorstellen.
Meint Robbie Williams das wirklich ernst?
Will der 43-jährige Brite tatsächlich im kommenden Jahr für ein Russland unter einem Präsidenten Putin auf der Bühne stehen? Vermutlich nicht. Als Williams sein Angebot unterbreitete, grinste er den Moderator Andrej Malachow an. Er sehe schon seinen Manager vor sich, wie dieser wegen des Angebots an Russland die Hände über dem Kopf zusammenschlage, sagte der Sänger. Williams wusste als Medienprofi genau, was er mit seiner Offerte bewirken würde.
Sämtliche russischen Medien berichteten über Williams' ESC-Interesse, selbst Politiker sahen sich genötigt, sich dazu zu äußern. Damit hatte Williams genau das erreicht, was er erreichen wollte: Aufmerksamkeit. Schließlich tourt Williams gerade durch Russland, um seine neue Platte und seine Single zu bewerben. Titel: "Party like a Russian".
Williams macht den Jelzin-Trick
Williams wendete einen Trick des früheren russischen Präsidenten Jelzin an: Als dieser auf Staatsbesuch in Deutschland war behauptetet er zu wissen, wo sich das Bernsteinzimmer befinde. Alle Zeitungen berichteten darüber. Aufgetaucht ist das berühmte und vermutlich verbrannte Kunstwerk aber bis heute nicht. Doch Jelzins Sätze sind bis heute in Erinnerung.
Die ESC-Offerte scheint ein Marketingtrick zu sein - ein ziemlich guter. Und falls Williams tatsächlich Lust verspüren sollte, einmal beim ESC mitzumachen, könnte er dies auch für sein Heimatland tun. Großbritannien darbt seit Jahren in der Punktewertung auf den hinteren Plätzen. Die BBC würde Williams vermutlich mit Kusshand nehmen.