Ein alter Überseekoffer lässt Horst Lichter ganz nostalgisch werden: "Jetzt kannst du mal wieder sehen, wie viele Berufe tatsächlich ausgestorben sind", sagt er zu Sven Deutschmanek beim Anblick des Monstrums, das im "Bares für Rares"-Studio steht. "Heute kommt sowas alles aus der Presse", erwidert der Experte. Doch darauf will Lichter nicht hinaus: "Nicht nur das. Es gab tatsächlich früher Kofferträger an Bahnhöfen, die mit ihrem Wägelchen die Koffer verladen haben."
Tatsächlich hat Tanita Schneider das Objekt nicht zum Verreisen gekauft. Die 26-jährige Schulsekretärin aus Hallenberg erwarb den Koffer bei einer Online-Plattform für nur 10 Euro als Stauraum und zur Dekoration. Doch aufgrund seiner Ausmaße nimmt er zu viel Platz in Anspruch und soll weg.
"Bares für Rares": Ein 100 Jahre alter Überseekoffer
Der Experte liefert ein paar Details über das gute Stück, das aus der renommierten Koffer- und Taschenfabrik Moritz Mädler aus Leipzig stammt und zwischen 1910 und 1920 entstanden ist. Deutschmanek rühmt den guten Zustand und Geruch des rund 100 Jahre alten Teils.
100 bis 200 Euro möchte die Verkäuferin gerne dafür haben. Das hält Sven Deutschmanek für realistisch: Er schätzt den Wert auf 100 bis 150 Euro.
Im Händlerraum begutachtet Roman Runkel den gewaltigen Koffer. Markus Wildhagen erinnert sich derweil, dass es in seiner Kindheit am Düsseldorfer Hauptbahnhof noch Kofferträger gab. Und Fabian Kahl hat nur eine Frage: Riecht der oder nicht?
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Bei der anschließenden Versteigerung sind es Runkel und Wildhagen, die den Preis gemeinsam in die Höhe treiben. Für 210 erhält Roman Runkel schließlich den Zuschlag. Das sind nicht nur 60 Euro mehr als der Schätzwert – es ist mehr als das 20-fache des Einkaufspreises. Ein tolles Geschäft für Tanita Schneider, die sich nicht nur über das Geld freuen kann - sondern auch über den wiedergewonnenen Platz in ihrer Wohnung.
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