Der 15-jährige Teenager hat ein kesses Mundwerk: "Du musst doch zugeben, dass ich nicht in jedem Beruf arbeiten kann", blafft Mareike (Marie-Luise Schramm) ihre Mutter Jutta (Birge Schade) beim Abendbrot an. "Da krieg' ich ja einen Vogel." Überboten wird die aufsässige Jugendliche nur von ihrer kleineren Schwester: "Den hast Du doch schon längst!", entfährt es der kleinen Franca (Johanna Fritz). Die Mutter ist sprachlos.
Doch Mareike lässt nicht locker. Auf ihrem Weg von Mannheim zur Miss Baden-Württemberg oder besser zur Miss Germany will das Mädchen unbedingt eine Modelschule besuchen. Die kostet 350 Euro im Monat - für die Kaufhaus-Angestellte Jutta kaum finanzierbar. Und da wäre noch ein kleines Problem: Mareike ist so pummelig, dass sie sich jeden Tag genau die Frage stellen muss, die das ZDF auch an diesem Montag (20.15 Uhr) im Fernsehfilm der Woche der Öffentlichkeit unterbreitet: "Bin ich sexy?".
"Sexy" liegt im Auge des Betrachters
"Bin ich sexy?", fragen wir uns alle, und das immer wieder", sagt Annedore von Donop, zuständige ZDF-Redakteurin aus der Redaktion "Das kleine Fernsehspiel". "Dabei wissen wir ja eigentlich, dass es sich bei dieser Frage um einen Teufelskreis handelt, denn wir sind genau dann sexy, wenn wir uns auch selbst sexy finden." Von Donop war es auch, die der Nachwuchsregisseurin Katinka Feistl von der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin das Drehbuch für ihren Debütfilm vorlegte.
Feistl, Jahrgang 1972, las das Buch die ganze Nacht und sagte zu. "Ich habe eine große Schwäche für freche, kratzbürstige Figuren", sagt Feistl. "Auch die schwierige, mitunter tragikomische Beziehung zur Mutter und zu den zwei ziemlich verrückten Geschwistern waren etwas Besonderes." Die heute 22-jährige Hauptdarstellerin findet "eigene Typen grundsätzlich spannender, weil Klischees keinen eigenen Ausdruck haben", sagt die Berlinerin Schramm. "Sicher haben schöne Menschen viele Vorteile, doch irgendwann stoßen sie dann an Grenzen."
Der Film "Bin ich sexy?", 2004 produziert, erhielt einige Preise, unter anderem bei den Tagen des Fernsehspiels in Baden-Baden. Die Kritiken fielen jedoch gemischt aus. Zu selten gelinge es der Hauptdarstellerin, Unsicherheit hinter ihrer Arroganz anzudeuten, bemängelt die Fernsehzeitschrift "TV Today". Der Film halte "mühelos die Balance zwischen Komik und Tragik - zum Lachen und zum Weinen", lobt dagegen der "Gong".
Schön sein für die Liebe
Mareike möchte mit dem Einstieg in die Modelschule nicht nur ihre eigene Karriere starten, sondern, frisch verliebt, außerdem dem arabischstämmigen Samir (Ahmet Olgun) imponieren. Sie belegt einen Bauchtanzkurs, der ihr einen wahren Schub an Lebensfreude und Zuversicht gibt. Doch dann fallen Mareike plötzlich die Haare aus, ein Schock. Eine Autoimmunstörung wird festgestellt. Man kann nichts dagegen tun. Für die 15-Jährige bricht die Welt zusammen.
Für das kleine Fernsehspiel im ZDF ist das Aufrücken auf den attraktiven Sendeplatz am Montag um 20.15 Uhr eine Seltenheit. Das ZDF möchte mit dem Film auch einige jüngere Zuschauer gewinnen, die normalerweise eher dem Privat-TV zugeneigt sind. Der nächste Beitrag des kleinen Fernsehspiels läuft dann wieder zu später Stunde, auch der nächste Film von Katinka Feistl: Er heißt "Siehst Du mich?", wieder geht es um ein dickes Mädchen und ist am 15. August um 22.45 Uhr zu sehen