"Bridgerton" ist mittlerweile die meistgesehene Netflix-Original-Serie. Aus gutem Grund: Die erste Staffel bietet genau den Eskapismus, nach dem sich viele gebeutelte Zuschauer dieser Tage sehnen dürften. Und dazu kommt, dass besonders die heißen Sexszenen in "Bridgerton" gerade mindestens so heiß diskutiert werden. Affären, Sex außerhalb der Ehe, völlige Hemmungslosigkeit – ist das wirklich historisch akkurat?
"Bridgerton" auf Netflix: Sexszenen werden diskutiert
Einige Kritiker monieren, die Serie sei viel zu weit weg von der Realität der Regency-Ära und des 19. Jahrhunderts. Während man hinsichtlich der Musik zustimmen muss – Streicherversionen von Ariana-Grande-Songs gab es in der Zeit tatsächlich noch nicht –, ist der dargestellte Sex nicht abwegig. In der britischen Zeitung "Daily Mail" klärt jetzt John Mullan auf, Professor für Englische Literatur in London und historischer Berater für "Bridgerton".
Laut Mullan war die Oberschicht der Regency Ära in London "genauso hemmungslos", wie sie in "Bridgerton" dargestellt wird. So deute schon der Name der Zeit auf die Art und Weise hin, wie mit Sex umgegangen wurde. Denn Prinzregent George, von 1811 bis 1820 an der Macht, nennt Mullan einen der "hedonistischsten aller britischen Royals", ein Schürzenjäger wie es sonst nur wenige waren. Die Generation der Royals um Prinzregent George war nicht zu vergleichen mit der seines Vaters, George III. Er und seine gleichaltrigen royalen Verwandten waren bekannt für ihre Affären und ihre Geschichte geprägt von Skandalen. Die "Kurtisanen waren die Boulevardberühmtheiten ihrer Zeit", erklärt Mullan in der "Daily Mail".
Affären gehörten zum guten Ton
Auch in "Bridgerton" sorgt eine Affäre für Aufsehen. Anthony Bridgerton, der älteste Sohn der Familie, ist heimlich mit der Opernsängerin Siena zusammen. Die beiden sind nicht verheiratet und gehören unterschiedlichen sozialen Schichten an – ein Skandal, sollte die Romanze öffentlich werden. Dabei war "sexuelle Freizügigkeit" für viele Aristokraten der Zeit, laut Mullan, "ein Abzeichen von Kultiviertheit".
Unter dem Gesichtspunkt ist "Bridgerton" womöglich gar nicht so versext - sondern fast schon verklemmt?
Verwendete Quelle: "Daily Mail"