"Deutschland sucht den Superstar" Lolita und die blauen Augen

  • von Björn Erichsen
Der Druck bei den "DSDS"-Mottoshows wächst, einigen Kandidaten flattern ganz gehörig die Nerven. Was den Rauswurf angeht, gab es keine Überraschung - dafür hat aber Dieter Bohlen seine ganz persönliche Favoritin gefunden.

Natürlich sang er ein Liebeslied. Was auch sonst hätte DSDS-Kandidat Martin Stosch vortragen sollen? Claptons tieftrauriges "Tears in Heaven" konnte er ja schlecht noch ein viertes Mal bringen, vor allem nachdem Dieter Bohlen in der letzten Show spottete, er habe wohl nichts anderes im Repertoire. Und so säuselte er "Love is all around" von "Wet Wet Wet" ins Mikro und schloss dabei sogar seine hübschen, blauen Augen. Dennoch dürfte der weibliche Anteil im pubertierenden Zuschauersegment von 12-15 Jahren ein weiteres Mal hin und weg gewesen sein. "Souverän" nannte Bohlen den Auftritt des 16-Jährigen hinterher, "solide" kommt der Wahrheit allerdings ein wenig näher.

Die Sangeskunst ist bei Martin aber gar nicht so wichtig. Der Realschüler aus dem bayrischen Postau, noch ein wenig milchgesichtig, mit hochgewuschelten Pony und diesem ganz besonderen Blick, kann voll auf seine "Fan-Base" setzen. Zwei große Tüten mit Liebesbriefen habe er bereits bekommen, gab er im Interview mit Moderator Marco Schreyl zu Protokoll. Und auch in den "DSDS"-Foren wimmelt es von unsterblich verliebten Saskias, Julias und Sabines, die ihn "hamma geil" finden und ihm ein digitales "Knutschi" auf die Wange drücken. Wer so was im Internet schreibt, ruft auch bei "DSDS" an, und das sicher nicht nur einmal.

Der Druck auf die neun Kandidaten ist gewachsen, das war in der zweiten Mottoshow mit den "Größten Hits der 80er und 90er" unverkennbar. Nach mehr als drei Wochen in der Superstar-WG in Köln, mit täglichen Trainingseinheiten für Stimme und Motorik, Fototerminen und medialer Rundumbetreuung wird Stressresistenz zunehmend ein Thema. Es gab dieses Mal nur wenige richtig gute Beiträge: Francisca Urio glänzte als Bond-Girl mit "License to Kill", ebenfalls Max Buskohl mit ZZ Tops "Give me all your lovin'", dagegen flatterten bei Julia Falke und der hoch gehandelten Lisa Bund die Nerven ganz gehörig.

Neuer "Kullerkeks" für Bohlen

An Lauren Talbot hat Bohlen indes einen Narren gefressen. Der Chef-Juror, der im türkis-farbenen Jackett und beachtlicher Gesichtsbräune aussah, als käme er gerade von einem Telenovela-Casting, schmeichelte der 16 jährigen auf seine ganz eigene Art und Weise. "Dein Lolita-Charme gefällt mir", raspelte Bohlen schlüpfrig Süßholz und das obwohl sie bei "Nothing Compares 2U" einige Töne gründlich verbaselt hatte. Vielleicht wird Lauren ja auch - erprobtes Prinzip aus Staffel II - sein neuer "Kullerkeks", denn Bohlen legte noch mal nach: "Ich mag deine Stimme, sogar wenn du falsch singst."

Über ein bisschen Zuspruch hätte sich sicher auch Jonathan Enns gefreut. Dass es den tapsigen Kölner, Typ Teddybär, diesmal treffen würde, hatten viele vorausgeahnt. Zuviel Prügel hatte er in den Wochen zuvor für seine Darbietungen einstecken müssen, entsprechend verunsichert stelzte er über die Bühne und flüsterte "Truly Madly Deeply" von Savage Garden mehr als das er es sang. Mitleid war durchaus angebracht, als die geballte Jury-Kritik seine Gesichtszüge gänzlich gefrieren ließ.

Langes Warten auf des Ergebnis

"Hier ist Jonathan, tausend Dank ich brauche jede Stimme", flehte er anschließend per Konserve durch das Telefon, wenn man sich beim Voting tatsächlich für seine Nummer entschieden hatte. Doch allzu viele mochten diese 50 Cent wohl nicht erübrigen. Der arme Kerl musste dann noch besonders lange auf die Entscheidung warten. RTL hatte mit dem Klitschko-Boxkampf ein noch quotenträchtigeres Event aufzubieten, so dass sogar "DSDS" mal warten musste.

Gegen 00:30 war dann aber alles für den K.O. von Jonathan bereitet. Die Superstar-Dramaturgen erwiesen sich als fürsorglich und stellten ihm Bruder Thomas an die Seite, damit Jonathan nach Urteilsverkündung wie bestellt in dessen Arme sinken konnte. "Ich liebe dich", stammelten beide abwechselnd. Das hatten die beiden Klitschko-Brüder, wenige Minuten zuvor im Triumph vereint, auch nicht schöner hinbekommen. Wieder mal große Gefühle bei DSDS zu später Stunde, der junge Jonathan wirkte nach dem Ausscheiden einfach nur erleichtert.

Nächstes Show-Thema: "Power of Love"

Auf die "Fan-Base" von Martin war auch dieses Mal Verlass, selbst wenn er erneut unter die letzten Vier gerufen wurde. Doch dass passiert vermutlich nur, um Tausende von Teenagerherzen in kurzzeitigen Stillstand zu versetzen. Ein wenig genervt sei er ja schon, ständig nur auf seine "putzig-blauen Augen" reduziert zu werden, hatte sich Martin vorher noch mokiert. Doch er tut wohl gut daran weiter mitzuspielen, schließlich kam auch der erste aller Superstars, Alexander Klaws, mit dem Sunnyboy-Ticket zu seinem Titel. Ob es soweit für Martin reicht, mag man bezweifeln. Bei der nächsten Show dürfte er jedenfalls gute Karten haben, denn da heißt das Motto: "Power of love".

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