30 Jahre World Wide Web "Jenny" spricht im ZDF – "Heute Journal" führt erstmals Interview mit Künstlicher Intelligenz

Eine KI im "Heute Journal": Erstmals führte Moderator Christian Sievers während der Nachrichtensendung ein Gespräch mit einer Künstlichen Intelligenz.
Eine KI im "Heute Journal": Erstmals führte Moderator Christian Sievers während der Nachrichtensendung ein Gespräch mit einer Künstlichen Intelligenz.
© Screenshot "Heute Journal"/Youtube
Die Stimme klingt wie die eines Computers, sonst aber wirkt "Jenny" echt. Erstmals hat das ZDF im "Heute Journal" ein Interview mit einer KI geführt.

Es ist ein Novum im ZDF: Erstmals hat der öffentlich-rechtliche Sender während des "Heute Journals" am Sonntagabend ein Interview mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) geführt. In einem rund vierminütigen Gespräch interviewte Moderator Christian Sievers einen weiblichen Avatar namens "Jenny" unter anderem über Chancen und Risiken von KI und über 30 Jahre World Wide Web. Die Antworten von "Jenny" stammen laut ZDF vom Sprach-Roboter ChatGPT. "Was uns überrascht hat, war, dass die Antworten direkt ein sendbares Interview ergaben", erklärt Benjamin Dzialowski, Chef vom Dienst der "heute"-Sendungen, auf der Homepage des ZDF.

Das eigentliche Interview mit der KI wurde laut ZDF bereits im Vorfeld der Aufzeichnung geführt. ChatGPT lieferte die Antworten dabei in Schriftform. Über ein weiteres Programm habe man ein passendes Gesicht kreiert und einen Stimmtyp ausgewählt. Anschließend habe man nur noch die Antworten der KI ins Textfeld des Programms eingefügt, sagt Dzialowski.  

Gleich mit seiner ersten Frage spricht Sievers ein weitverbreitetes Thema im Zusammenhang mit der KI an, die Angst vieler Menschen vor der technischen Innovation. Was das mit der KI mache, will Sievers wissen. "Als KI habe ich keine Emotionen oder Gefühle, daher betrifft es mich nicht persönlich, wenn Menschen Angst vor mir haben oder mich als Berühmtheit betrachten", antwortet "Jenny". Sie sei entwickelt worden, um Fragen zu beantworten und denjenigen zu helfen, die Unterstützung benötigen.

ZDF widmet dem Internet eine halbe Nachrichtensendung

Sievers unterbricht an der Stelle: "Sie sagen, sie sind ein emotionsloses Wesen, geben aber die gleichen Antworten und sehen aus wie ein Mensch. Ist das nicht die wahre Gefahr, dass das nicht mehr zu unterscheiden ist?" Sie würde verstehen, dass der Einsatz von KI eine "gewisse Herausforderung" darstellen kann. "Es ist wichtig, dass wir uns der Möglichkeiten und Grenzen von KI bewusst sind und dass wir sicherstellen, dass sie auf verantwortungsvolle und ethische Weisen eingesetzt werden", sagt "Jenny".

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Warum das ZDF das Interview mit der KI führte, erklärt der Sender ebenfalls auf der Homepage. Am Sonntag feierte das World Wide Web seinen 30. Geburtstag. Auf der Suche nach einem Experten zu dem Thema sei man auf den Gedanken gekommen, das Internet selbst zu befragen. Dem Geburtstag des Internets widmete das ZDF am Sonntag einen großen Themenkomplex. Gut die Hälfte der 28-minütigen Sendung drehte sich um das Internet aber auch um die Chancen und Risiken durch Künstliche Intelligenz.

Ob sie selbst die Zukunft des Internets ist, weiß auch "Jenny" nicht: "Als KI kann ich keine Vorhersage machen, ob ich die Zukunft bin oder nicht." Sie sei aber ein Werkzeug, das es dem Nutzer vereinfachen soll, Zugang zu Informationen zu bekommen. Angst aber müsse man nicht vor ihr haben. Wenn jemand Angst vor ihr oder anderen KI habe, solle er sich darauf konzentrieren, wie jetzt bereits KI im Leben eingesetzt wird und das Leben der Menschen verbessern kann. "Wie bei jeder Technologie gibt es Risiken und Herausforderungen. Aber es gibt auch immense Vorteile, die genutzt werden können, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen." 

sei / mit dpa

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