Die Show war etwas mehr als eine Stunde alt, als Amira Pocher den Himmel aufschloss. Die Schleusen öffneten sich und die ganze Welt weinte. Amira selbst natürlich und ihr Tanzpartner Massimo Sinató. Oliver Pocher, der im Publikum saß, war völlig aufgelöst. Daniel Hartwich konnte nicht mehr weitermoderieren. Victoria Swarovski versuchte es, bis auch ihr die Stimme wegknickte. Aus der Tanzshow war für einen "Magic Moment" eine Tränenshow geworden. Und das alles wegen einem Mann in Ägypten, der in Pochers Leben eine tragende Rolle eingenommen hat: die des abwesenden Vaters.
Schon der Einspieler vor dem Aufritt legte die emotionale Latte auf Carlo-Trähnhardt-Niveau. Amira erzählte von ihrem Aufwachsen ohne Vater, der die Familie verlassen hatte, als sie drei war. "Warum, fragte ich mich immer, werden meine Freundinnen von ihrem Vater abgeholt, ich aber nicht." Vor vier Jahren gab es ein Wiedersehen. Die Initiative dazu war weder vom Vater noch von ihr ausgegangen, sondern von Oliver Pocher. Ein echter RTL-Vermisst-Moment, mitten in der Nacht auf dem Flughafen in Kairo.
"Let's Dance": "Ententanz mit Finger in der Steckdose"
Das alles packte die 29-Jährige Moderatorin in ihre Performance, in der sie Contemporary, Tango, Salsa, Paso Doble und Rumba zusammenmixte. Jeder Schritt und jede Drehung ein Gefühl. Die Jury war außer sich. "In acht Shows sahen wir eine Amira, die tough war und keine Schwäche zeigte – jetzt hast du dich endlich geöffnet", jubelte sogar Joachim Llambi, der am Tänzerischen noch etwas herummäkelte ("Das war nicht immer 100 Prozent"), doch das juckte sonst niemanden.
Eine neue Dimension von hüftsteif hat Bastian Bielendorfer in die Show eingeführt. Er legte in seinen zwei Auftritten den breitesten Spagat aufs Parkett – von ganz feinfühlig bis superfunny. Ein Fiasko waren rein technisch gesehen beide Tänze. In der ersten Nummer performte er unter anderem die Einsamkeit des gemobbten Schülers, der er in seiner Kindheit war. Irgendwie rührend in der Ungelenkheit des Übriggebliebenen, der im Tanzkurs keine reguläre Partnerin abbekommen hat und jetzt mit der Tanzlehrerin tanzen muss. Urteil von Jorge: "Du hast das gemacht, was du konntest." Später – im Duell gegen Mathias Mester – brachte der Komiker Publikum und Jury ein zweites Mal an diesem Abend zum Heulen. Diesmal vor Lachen. Das Studio stand Kopf, johlte und schrie, als Bielendorfer eine sehr eigenwillige Interpretation von Streetdance auf die Bühne zauberte, die mehr Fozzie Bär war als Funk. Der 37-Jährige nannte sein wildes Luftgitarren-Ballett "meinen Oktopus", Joachim Llambi fand dafür die Formel "Ententanz mit Finger in der Steckdose". Gekrönt wurde das Hanger-Happening von einem Striptease, an dessen Ende Bielendorfer und Mester nur noch eine goldene Buxe anhatten. Ein dadaistisches Spektakel.
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René und Janin tanzen in eigener Liga
Ansonsten war die neunte Live-Show business as usual. Die Klassenbesten René Casselly und Janin Ullmann tanzen weiter in einer eigenen Liga und räumten zweimal die maximale Punktzahl ab. René, der Zirkusakrobat mit dem übertrieben perfekten Body (Daniel Hartwich: "Das sind also diese Bauchmuskeln, die ich angeblich irgendwo habe"), musste sich lediglich den Vorwurf gefallen lassen, dass er zu wenig emotional sei. Motsi Mabuse: "Ich will fühlen, was du spürst, wenn du tanzt." Janin, die eine Hommage an eine verstorbene Freundin präsentierte, wurde dagegen über den grünen Klee gelobt. "Die Musik fließt durch deinen Körper", schwärmte Motsi, die in den Performances der Schauspielerin mittlerweile einen "eigenen Style" erkennt.
Zittern mussten am Ende Mathias Mester (Llambi: "Du brauchst mehr Ordnung untenrum") und Sarah Mangione (Motsi: "Du musst die Musik im Körper zulassen"). Und natürlich Bastian Bielendorfer, der im Gegensatz zur letzten Show diesmal Unterwäsche trug. Doch auch das rettete ihn nicht. Das ewige Lehrerkind tanzte seinen letzten Tango in Köln-Ossendorf. "Labern kann ich ja", sagte Bielendorfer. Am Rest muss er noch arbeiten.