Nachrichtensprecher dürfen ihre Emotionen nicht zeigen, mit unbewegter Miene müssen sie auf dem Fernsehschirm über teils schreckliche Ereignisse berichten. Für diesen nüchternen Nachrichtenstil ist insbesondere die "Tagesschau" bekannt. Doch auch die Sprecher vor der Kamera sind keine Roboter, sondern Menschen, denen die Weltlage mitunter durchaus nahe geht.
"Tagesschau"-Sprecher Constantin Schreiber hat nun erzählt, dass er einmal sogar kurz davor war, während der Sendung live in Tränen auszubrechen. Nach der 20-Uhr-Ausgabe am 26. Februar des vergangenen Jahres war er "fix und fertig", berichtet der 43-Jährige im "Bild"-Interview. Bei einem Beitrag, in dem es um einen Jungen ging, der aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine gerettet wurde und seine Mutter wiedertraf, "wurde etwas sehr Emotionales in mir aktiviert", sagte Schreiber. "Ich dachte nur: Du kannst jetzt hier in der Tagesschau nicht zusammenbrechen oder weinen."
"Tagesschau": Constantin Schreiber reihte "nur noch die Buchstaben aneinander"
Der Journalist wahrte trotzdem seine Professionalität und brachte die Sendung über die Bühne: "Als Impuls habe ich angefangen, nur noch die Buchstaben zu Wörtern aneinanderzureihen und vorzulesen und mich von dem Inhalt komplett loszulösen. Man hätte mich nachher fragen können, wovon die folgenden Beiträge handelten, ich hätte es nicht sagen können." An jenem Tag sei für ihn viel zusammengekommen, blickt Schreiber zurück: "Wir kamen gerade aus der Corona-Pandemie, es war Winter, der Krieg in der Ukraine war ausgebrochen. Ich hatte sehr lange durchgearbeitet."

Auch vielen seiner Zuschauer:innen schlägt die aktuelle Nachrichtenlage aufs Gemüt. Der Journalist hat gerade ein Buch darüber geschrieben, wie sich trotz schlechter Nachrichten der Optimismus behalten lässt. In dem Moment jedoch habe seine Schutzhülle zu bröckeln begonnen. "Ich bin auch kein Roboter, den dieses schreckliche Leid der Welt kaltlässt", stellt der Nachrichtensprecher, der in der "Tagesschau" regelmäßig über Kriege, Krisen und Katastrophen berichtet, klar. Schreiber selbst hat seine eigenen Mechanismen gefunden, um den Kopf freizubekommen: "Ich spiele am liebsten mehrere Stunden am Tag Klavier oder ich mache Sport."
Quelle: "Bild"