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2012 hört ZDF-Intendant Schächter auf "Zehn Jahre sind schlicht genug"

Die "Affäre Brender", der dramatische Unfall bei "Wetten, dass..?" und die Modernisierung des ZDF: Intendant Markus Schächter hat in seinen zehn Jahren an der ZDF-Spitze viel erreicht, aber auch Rückschläge und Niederlagen hinnehmen müssen. Nun kündigt er seinen Rückzug an.

Wird er sich einer alten Leidenschaft widmen? "Ich würde gerne mal wieder einen Film machen", bekannte ZDF-Intendant Markus Schächter in einem Interview zu seinem 60. Geburtstag 2009. Dazu dürfte er ab März 2012 wieder mehr Zeit haben, wenn er sein Amt an der Senderspitze aufgibt. Die Lust aufs Drehen war sicherlich nicht ausschlaggebend für seine Entscheidung. Auch gesundheitlich ist der gebürtige Pfälzer topfit, er joggt regelmäßig durch die Weinberge und geht gerne Bergsteigen. Zehn Jahre im Intendantenamt seien schlicht genug, erklärte er am Dienstag in Mainz.

"Es ist meine persönliche Überzeugung und mein Amtsverständnis, dass Spitzenpositionen in Top-Unternehmen nur in klarer Befristung erfolgreich ausgeübt werden können." Zum angekündigten Rückzug verwies Schächter auf seine Erfolge - etwa den Abbau des Schuldenbergs, die digitale Programmfamilie mit Zugpferd ZDFneo und das ZDF-Internetangebot.

Allerdings musste der als kommunikativ und teamorientiert geschätzte 61-Jährige in seiner Amtszeit auch Niederlagen einstecken, etwa in der "Affäre Brender". Gegen den Willen des Intendanten erzwangen die Unionskräfte im ZDF-Verwaltungsrat das Aus für Nikolaus Brender als Chefredakteur. Inzwischen hat Rheinland-Pfalz vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den ZDF-Staatsvertrag geklagt. In den vergangenen Wochen warfen Kritiker dem ZDF mehrfach Schleichwerbung vor - etwa bei "Wetten, dass..?" und in Fernsehfilmen. Anfang Dezember 2010 hatte der schwere Unfall von Wettkandidat Samuel Koch die Macher von "Wetten, dass..?" und den Sender erschüttert.

Als Schächter 24 Jahre alt war, lief sein erster Film im ZDF - über Väter im Knast. Der Journalist verbrachte bislang fast sein ganzes Berufsleben in verschiedenen Funktionen auf dem Mainzer Lerchenberg. Als eine "der schönsten Zeiten" bezeichnet er die Arbeit als Leiter der Kinder- und Jugendfernsehredaktion 1986 bis 1992. Vier Jahre war er ZDF-Programmdirektor, bevor der als liberal-konservativ geltende Medienmann im März 2002 nach parteipolitischen Querelen mit knapper Mehrheit zum Intendanten gewählt wurde - vier andere Kandidaten vor ihm waren durchgefallen. 2005 wurde er mit einem Traumergebnis wiedergewählt, sein Vertrag bis 2012 verlängert.

Wie könnte denn ein möglicher Schächter-Film aussehen? "Die Reportagen von Fritz Pleitgen, die habe ich mit großem Interesse gesehen", hatte er mal verraten. Der ehemalige WDR-Intendant hatte in den vergangenen Jahren von kulturellen und gesellschaftlichen Brennpunkten der globalisierten Welt berichtet.

Andrea Löbbecke, Dpa DPA

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