Kannten Sie Youtube, ehe Sie dort zum Star wurden – oder mussten Ihre Kinder Ihnen erst mal erklären, was das ist?
Ich kannte das natürlich nicht, aber meine Enkel schon. Die waren sehr beeindruckt.
Der Edeka-Weihnachtsspot "Heimkommen", in dem Sie einen einsamen Großvater spielten, wurde 50 Millionen Mal geklickt …
… für mich ist das immer noch unglaublich! Wenn ich heute höre, etwas wurde, sagen wir, zwei Millionen Mal angesehen, denke ich: Und? Ist das alles?
Werden Sie seither auf der Straße als "Edeka-Opa" erkannt?
Nein, hier in London erkennt mich niemand. Aber viele Freunde kontaktierten uns, als sie die Werbung vor einem Jahr online sahen. Gestern erst sagte eine Bekannte zu mir: "Du hast mich zu Tränen gerührt als einsamer Opa."
Hatten Sie trotz der traurigen Geschichte Spaß am Set?
Oh ja. Wir filmten etwas außerhalb von Prag. Es waren lange Drehtage, aber die Betreuung war großartig. Am lustigsten war der Hund: Es sollte eine Szene geben, in der ich allein am Tisch sitze, esse und der Hund seinen Kopf anhänglich auf mein Knie legt. Aber davon wollte der nichts wissen – er schnappte sich seinen Köder und lief weg; immer wieder. Der Regisseur wurde fast wahnsinnig. Der Hund kam dann nur einmal kurz am Anfang vor.
Edeka ist in Großbritannien unbekannt. Warum wurde für den Spot ein englischer Darsteller gebucht?
Das weiß ich bis heute nicht. Ich hatte auch noch nie von Edeka gehört. Ich war aber nicht der einzige Brite am Set: Die Schauspieler, die meine Tochter und den jüngsten Sohn spielten, kamen auch aus England. Die "Tochter" traf ich erst vor Kurzem wieder, bei einem Vorsprechen in London.
Haben Sie dank des Werbespots mehr Rollenangebote bekommen?
Nicht wirklich. Gerade können Sie mich in einer Episode der Netflix-Serie "The Crown" als Maßschneider von Prinz Philip sehen. Und ich hatte Rollen in einigen Werbespots, etwa für das Golfturnier "Ryder Cup" .
Sie sind erst spät zur Schauspielerei gekommen.
Ich verließ die Schule mit 14 – so war das zu der Zeit – und wurde Fernmeldetechniker. Später fing ich als Schlagzeuger im Bühnenorchester des Jugendtheaters Greenwich an. Ein Schauspieler sah mich auf der Bühne und schlug vor, ich solle mich für die Schauspielschule bewerben. Das tat ich und erhielt prompt eine Zusage. Da war ich 42, wir hatten drei Kinder im Schulalter. Zum Glück bekam ich ein Stipendium. Aber ohne die Unterstützung meiner Frau wäre der Berufswechsel nicht möglich gewesen.
Was tun Sie, wenn Sie nicht vor der Kamera stehen?
Ich singe manchmal mit Bands, nur hier lokal. Ich liebe Jazz, wir fuhren früher oft nach Perugia in Italien zum Jazzfestival. Außerdem bin ich in einem kreativen Schreibzirkel und verfasse Fantasy-Kurzgeschichten. Meine Frau sagt, sie seien nicht besonders gut, aber mir macht das Schreiben viel Spaß.
Können Sie sich vorstellen, einmal so einsam zu sein wie der Opa aus der Werbung?
Überhaupt nicht. Wir haben Glück, unsere ganze Familie wohnt in der Nähe. Wir haben drei Kinder und fünf Enkel – und nächstes Jahr werden wir erstmals Urgroßeltern!
Weihnachten verbringen Sie mit der ganzen Familie?
Ja, jedes Jahr. Das wird nie langweilig.